COSMIC CASINO

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Vier Bayern aus dem Norden

COSMIC CASINO teilen sich in den Anzeigen ihres Labels gerade den Platz mit der neuen Platte von THE WEDDING PRESENT – doch im Gegensatz zu ihren Kollegen sind die vier Bayern für viele nach wie vor ein unbeschriebenes Blatt. Noch! Denn ihr Debüt ist ein Album geworden, dessen Größe sich zwar nicht sofort auf Anhieb erschließt, dafür aber mit jedem Hören wächst. Ihre Wurzeln haben COSMIC CASINO dabei im Punkrock und Hardcore, wovon aber gar nicht so viel übrig geblieben ist. Denn „Be Kind & Be Cause“ ist stattdessen eine ganz entzückende Indie-Scheibe geworden, die prima in das hochkarätige Raster ihres Hamburger Labels Stickman Records passt.

Beim Treffen mit Sänger Rich und Bassist Markus stellte sich zudem heraus, dass die beiden grundsympathische Musiknarren sind. Obwohl zu Beginn unseres Gespräches eine Bemerkung aus dem Promoinfo für etwas Verwirrung sorgte: COSMIC CASINO, so stand dort, wären der erste bayerische Release auf Stickman Records, für welche man eigens die nicht ganz ernst gemeinte (beziehungsweise recht witzige) Maxime aufgegeben habe, keine Bands aus dem südlichsten Bundesland unter Vertrag zu nehmen. Was letzten Endes sogar für etwas böses Blut gesorgt hatte, nachdem ein paar Medienvertreter den Gag für bare Münze genommen hatten ... Über die erste richtige Labelheimat freuen sich die beiden nichtsdestotrotz wie die Schneekönige:
„Das ist Wahnsinn! Auf so einem hochqualitativen und zudem familiären Label zu sein, ist einfach Klasse. Schon seit zehn Jahren, als ich meine erste MOTORPSYCHO-Platte gekauft habe, wollte ich genau dort hin. Zumal auf Stickman auch noch die Musik zählt, wonach man heute ja sonst oft verzweifelt sucht. Und viele Fans vertrauen inzwischen halt auch zu Recht allein dem guten Namen der Company“, meint „Die-Hard“-Fan Markus.
Obwohl man erst etwas Bedenken hatte, ob die eigene Musik dem edlen Hause wirklich würdig ist.


„Als wir die fertige Platte dann aber gemeinsam – und reichlich zugekifft – gehört haben, dachten wir uns: Das passt irgendwie, das muss passen!“

Prompt wurde das gute Stück nach Hamburg geschickt und die Vier einige Zeit später zu einem Treffen in die Metropole geladen, wo es dann aber um alles andere als vertragliche Angelegenheiten ging: „Wir haben eineinhalb sehr lustige Tage da verbracht und keinen Ton über das gesprochen, was wir eigentlich wollten. Erst eine Stunde bevor wir fahren wollten meinte Jeanette von Stickman, wir sollten jetzt schnell mit hoch kommen. Dann war innerhalb von 60 Minuten plötzlich alles klar. Die wollten uns wohl einfach noch kennen lernen und abchecken wie wir sind, wenn wir betrunken sind. Und wie wir betrunken waren!“

Abgesehen von „Be Kind & Be Cause“ veröffentlichte die Band bei Blickpunkt Pop in München vor einigen Jahren schon mal eine EP. Die ging dann zwar etwas unter, aber zumindest lokal – und nicht zuletzt mit Hilfe der SPORTFREUNDE STILLER – wurde so für Verbreitung des Namens COSMIC CASINO gesorgt. Überhaupt kommt man trotz aller musikalischen Unterschiede im Kontext der beiden Bands an den SPORTFREUNDEN nicht vorbei. Markus: „Wir sind schon lange miteinander befreundet, haben eine gemeinsame Band, die BOLZPLATZ HEROES, sind schließlich beim gleichen Verlag gelandet und von ihnen mit auf Tour genommen worden.“
Rich: „Egal, ob man nun die Musik der SPORTFREUNDE STILLER mag, muss ich doch eine Lanze für sie brechen: Es sind extrem integere Menschen, die durchaus einen harten Weg hinter sich haben und ihre Texte über Freundschaft auch wirklich ernst meinen. Was sie an uns bewiesen haben.“

Die bandinterne Konsensplatte kommt dagegen aber aus einer anderen Ecke: „Was wir im Bus immer wieder hören ist die ‚Wood/Water‘ von PROMISE RING. ‚Stop playing guitar‘ singt dann die ganze Mannschaft. Aus der Vergangenheit sind es aber auch Sachen wie FUGAZI, die man über Jahre gehört hat, und über die man dann immer wieder neue Bands entdeckt hat. Der Weg, den diese Band ging bzw. geht, hat für uns schon Vorbildcharakter. Sie nehmen ihre Musik ernst, ohne sie zu ernst zu nehmen, und gehen mit ihren Fans sehr fair um“, berichtet Sänger Rich aus eigener Erfahrung. Bemerkenswert sind an COSMIC CASINO neben der wunderbaren Musik nämlich besonders die herrlich augenzwinkernden Texte.

„Bei Bands aus Deutschland ist es ja immer so eine Sache mit den englischen Texten, weil sie oft auch einfach grottenschlecht sind“, meint Rich.
„Bei uns dagegen haben sie aber durchaus Gewicht, weil darin vieles relativiert wird. Gerade bei Indie-Bands geht es viel zu ernst zu. Was ich machen will, ist Klischees zu vermeiden oder aufs Korn zu nehmen. Ein Song wie beispielsweise ‚It’s okay to hate your job‘ ist natürlich nicht ganz ernst gemeint, auch wenn wir hinter der Aussage im Titel schon aus eigener Erfahrung stehen. Schließlich arbeiten wir mehr oder weniger alle in solchen Jobs.“ Markus: „Das ist auch eine Grundphilosophie, die wir vier uns teilen: Selbstironie. Wir können nicht so gut mit Leuten, die nicht über sich selbst lachen können. Und das muss auch in die Musik mit rein. Schon allein deswegen, weil es für Bodenhaftung sorgt. Wenn man, wie wir, in einer Band spielt, und es geht dann mal ein bisschen bergauf, darf man sich dann nicht gleich irgendwo fühlen und abheben ... Das ist auch eine Sache des Respekts, was wir von den SPORTFREUNDEN gelernt haben.“