CHAMPION aus Seattle gehören zu einer aussterbenden Art im heutigen Hardcore. Melodischer, schneller, „positiver“ Hardcore mit einem starken CHAIN OF STRENGTH-Einfluss, der wirklich zu dem Besten gehört, was an Youth Crew in den letzten vier Jahren aufgenommen wurde. Als wäre das nicht Grund genug, ist Gitarrist Chris Williams auch noch einer der nettesten Menschen. Also, Ladies and Gentlemen, CHAMPION! 1-2-3-4 GO!
CHAMPION gibt‘s ja schon ziemlich lange, wieso habt ihr nicht mehr als nur Demos und zwei Singles rausgebracht?
Ja, uns gibt es schon eine ganze Zeit lang, aber ehrlich gesagt haben wir in den ersten zwei Jahren nur damit gekämpft, ein Line-Up zu finden, das wirklich funktioniert. Wir hatten in den ersten zwei Jahren eine Menge Line-Up-Veränderungen, die uns beim Schreiben, Aufnehmen und Touren gestört haben. Selbst nach Veröffentlichung der ersten EP hatten wir eine große Veränderung in der Bandstruktur, also haben wir anstatt einer LP erst einmal eine zweite EP aufgenommen, um klarzumachen, wo die Band im Moment musikalisch steht. Im Moment schreiben wir Songs für eine Full Length-LP, die wir im Januar oder Februar 2004 für Bridge 9 aufnehmen werden. Sie wird im Sommer rauskommen, danach werden wir viel mehr touren und noch eine Split-7“ mit unseren guten Freunden von MOST PRECIOUS BLOOD aufnehmen.
Warum wurde die erste 7“ auf Bridge 9 wiederveröffentlicht? Wie fühlt es sich an, auf einem Label zu sein, das mittlerweile hauptsächlich härtere Sachen rausbringt?
Unsere erste Platte wurde auf Phyte und Platinum Records veröffentlicht und wir alle lieben Mike und Danny und ihre Unterstützung, aber beide Labels gibt es nicht mehr. Also hat Bridge 9 sie wiederveröffentlicht, damit die Kids die Möglichkeit haben, sie zu kaufen. Ich mag alle anderen Bands auf dem Label und ich mag Chris Wrenn. Auf einem Hardcore-Label zu sein, das von einem Hardcore-Kid gemacht wird, ist das Beste. Wir wollen es nicht anders haben – Bridge 9 sind die besten.
Wie passt ihr in die heutige Szene, in der es vielleicht vier oder fünf gute „Posi“-Bands gibt? Sollte es mehr davon geben, und hebt ihr euch von den anderen Bands durch das ab, was ihr spielt?
Ich weiß nicht recht, es gibt momentan eine Menge großartiger Hardcore-Bands. Wir sind gerade von unserer Tour mit DEATH THREAT und TERROR zurück, und ja, die sind viel härter als wir, aber, verdammt, das sind zwei der momentan besten Bands, und auch die coolsten, auf dem Teppich gebliebenen Hardcore-Kids. Wir denken darüber nach, vielleicht eine Tour mit BLEEDING THROUGH zu machen, was meiner Meinung nach super wäre, weil sie eine super Band sind. Sie kommen auf die Bühne und reden und singen über Hardcore-Ideale, sie sind alle Straight Edge und spielen bis zum Umfallen.
Können wir noch größere musikalische Veränderungen für die Zukunft erwarten, wie von der ersten zur zweiten 7“?
Ich denke, die Full Length wird eine Kombination aus den zwei Platten sein. Wir versuchen, es so groß und treibend wie die zweite 7“ zu halten, aber auch mehr von dem melodiösen Kram zu bringen.
Was habt ihr als nächstes vor?
Nachdem die LP raus ist, werden wir nach Australien, Neuseeland und Japan gehen. Das wird gerade alles ausgearbeitet. Danach eine US- und Europa-Tour, einfach eine Menge touren. Wir lieben es, unterwegs zu sein, dafür leben wir. Außer der Split-7“ mit MOST PRECIOUS BLOOD werden wir auch bald ein paar Compilation-Tracks aufnehmen. Für einen Sampler auf Endwell Records, einen einminütigen Song für die zweite ‚Power Of Ten‘-Compilation auf Excursion Records, auf der zehn Bands aus der Gegend aus Seattle, Portland und Vancouver, BC je einen einminütigen Song machen. Checkt den ersten Teil an, der ist großartig, mit Songs von HIMSA, LEFT WITH NOTHING, POSITIVELY NEGATIVE, SPITTING TEETH und meinem liebsten STAY GOLD-Song. Wir werden wohl auch ein Cover für Porcells nächste Compilation aufnehmen.
Wie ist die Hardcore-Szene in eurem Teil der USA, vor allem in Seattle? Welche neuen Bands sollten wir deiner Meinung nach auschecken?
Im Moment ist es hier in Seattle super, wir haben Bands wie THE ANSWER, ROSARY, DEAD IN HOLLYWOOD, VINDICATION, HIMSA, BLUE MONDAY und GO IT ALONE aus BC, THE PHYSICAL CHALLENGE aus Portland, und viele andere sehr gute Bands. Checkt www.nwhardcore.com, wenn ihr wissen wollt, was im Nordwesten der USA abgeht. Da gibt‘s eine Menge, was einen begeistern kann. Meine liebste neue Band im Moment ist KILLING THE DREAM aus Sacramento, die sind verdammt genial. IN THE RED sind super, DOWN TO NOTHING, THE MIRACLE MILE, SOME KIND OF HATEs neue Full-Length ist super, TRY HARDER, DESPERATE MEASURES, BLACKLISTED, ALLEGIANCE, LIGHTS OUT, VERSE, LIFE OR DEATH, IN YOUR FACE ... Verdammt, da geht im Moment eine Menge ab. Was mich am meisten begeistert, ist, dass die neuen Bands sich wirklich ihre Eier für Hardcore abspielen, und es immer wieder gute neue Bands gibt – momentan sind COMEBACK KID die beste Hardcore-Band für mich!
Wie hältst du ansonsten von Seattles musikalischer Vergangenheit?
Da gab es eine Menge guter Sachen, die unter den Grunge-Teppich gekehrt worden. Ich liebe SEAWEED immer noch und höre sie täglich. Wenn es sie nicht gegeben hätte, wüsste ich nicht, wer ich heute wäre. NIRVANA sind immer noch der Hammer und ‚Ten‘ von PEARL JAM ist ein super Album! MUDHONEY hatten einige großartige Songs, und der ‚Singles‘-Soundtrack ist auch spitze.
Denkst du, dass eine Band wie ihr jemals richtig erfolgreich sein könnte?
Ich weiß nicht, ich hätte nie gedacht, dass Bands wie GREEN DAY oder RANCID groß werden würden. Ich hätte niemals gedacht, dass die Kids aus meinem Highschool-Footballteam BAD RELIGION oder NOFX kennen würden. Also, wer weiß ...
Denkst du, dass Internet-Messageboards die Szene mit dem ganzen „Shitasking“ zerstören könnten? Und was ist mit den guten Seiten des Internets?
Die Sache hat halt zwei Seiten, es gibt viel Schlechtes, aber die positiven Seiten überwiegen. Ich könnte mir nicht mehr vorstellen, eine Tour ohne Hilfe des Internets zu booken! Und so traurig das auch eigentlich ist, ist es halt für junge Hardcore-Kids einfacher, andere Leute über das Internet kennen zu lernen als auf Shows, da die meisten dort mehr damit beschäftigt sind, mit ihren Freunden rumzuhängen und zu stagediven, als neue Leute kennen zu lernen – so ist das halt. Was mich wirklich aufregt, ist, dass es immer weniger Printzines gibt, weil Webzines halt viel einfacher zu machen sind. Webzines sind definitiv wichtig, aber ich liebe es, Fanzines in meinen Händen zu halten, für das sich jemand wirklich Zeit gelassen und eine Menge Anstrengung rein gesteckt hat. Vielleicht bin ich auch nur ein Traditionalist, aber ich mag auch Demotapes tausendmal mehr als CD-Demos.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #53 Dezember 2003/Januar/Februar 2004 und
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #44 September/Oktober/November 2001 und Timo Iden
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #58 Februar/März 2005 und Fabian Dünkelmann
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #55 Juni/Juli/August 2004 und Fabian Dünkelmann
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und Fabian Dünkelmann