CELESTE

Foto© by Jonathan Bouillaux

Gipfeltour mit Stirnlampen

In einem ersten Entwicklungszyklus ging es CELESTE um das Maximum an düsterer Härte. Danach suchten sich die Franzosen eine neue musikalische Vision, um diese kontinuierlich zu verfolgen. Mit dem aktuellen Album sieht Sänger und Bassist Johan deren Zenit erreicht.

In den ersten Jahren bestand der Anspruch darin, mit jeder Veröffentlichung „noch dunkler und extremer zu werden“, so Johan. Nachdem die Luft auf hohem Niveau dünner wurde, gipfelte diese Ästhetik 2010 in „Morte(s) Nee(s)“. „Ich würde nicht behaupten, dass es das härteste Album der Welt ist, aber im Rahmen dessen, was wir können und mögen, war es das bestmögliche. Direkt danach ergab der Versuch, weiterhin noch brutaler werden zu wollen, keinen Sinn. Das heißt nicht, dass wir etwas komplett anderes machten aber es entstand ein neuer Fokus.“ Seitdem versuchen CELESTE, einen möglichst melo­dischen und kontrastreichen Ausdruck für ihre Musik zu finden. Nach den zwei Vorgängeralben sieht Johan mit „Assassine(s)“ wiederum die gegenwärtigen Mög­lichkeiten ausgereizt, wollten sie die DNA der Band nicht komplett über den Haufen werfen. Was folgt nun als Nächstes? Der Sänger hält sich (selbst unwissend) bedeckt: „Es ist noch zu früh für eine Aussage. Aber ich denke, die aktuelle kreative Herangehensweise hat in uns Türen geöffnet und für das nächste Album versuchen wir, diesen erweiterten Horizont zu nutzen.“ Ganz bewusst vage bleibt er hingegen bei der Interpretation seiner Texte: „Darüber möchte ich nicht zu viele Worte verlieren. Aber ich kann verraten, dass sich Musik, Artwork und Texte aufeinander beziehen. Es ist zudem bekannt, dass der Albumtitel bei uns eine große Bedeutung hat. Davon abgesehen soll jeder selbst nachdenken und versuchen zu verstehen, worüber ich schreibe. Die Resultate sind sehr interessant. Manchmal trifft es meine Intention recht gut, in anderen Fällen ist es absurd und gegensätzlich. Ich mag es, wenn die Leute sorgfältig zuhören, die Texte lesen und mit der Zeit durch wiederholte Beschäftigung die darin versteckten Juwelen finden.“ Grundsätzlich steht die Band dabei für eine tabulose Konfrontation mit Themen, mit denen sich die meisten Menschen nicht sonderlich wohl fühlen dürften. Im Gegensatz zu den Stirnlampen mit den roten Laser-LEDs während der Live-Auftritte sind düstere Texte im Metal jedoch wahrhaftig kein Alleinstellungsmerkmal. Johann betont allerdings, nur selten interessante Texte bei anderen Bands entdeckt zu haben: „Ich behaupte nicht, dass es spannender wäre, was ich schreibe, aber es ist zumindest etwas anders ausgeprägt, mit mehr Originalität und Intensität“. Hier lässt sich auch eine Korrelation zur konsequenten Verwendung der Muttersprache mit ihren nuancierten Ausdrucksmitteln vermuten. Unabhängig von zukünf­tigen instrumentalen Schwer­punkten wird das eine verbindende Konstante bei CELESTE bleiben.