So ungefähr vor zehn Jahren kam das Debütalbum „Our Night Out“ raus (die einen Quellen sagen 2009, die anderen 2011 ...) und schätzungsweise deshalb haben BUSTER SHUFFLE jetzt eine Jubiläumsausgabe der Platte veröffentlicht, die wir nutzten, um bei Drummer Tezza Mascalli ein paar Erinnerungen zu triggern.
Wenn du euer Debüt von vor zehn Jahren mit eurer Musik heute vergleichst, wo ist der Unterschied – in Bezug auf Songwriting, Produktion, Aufnahme, Texte, etc.?
Es war eine gute Zeit, als wir „Our Night Out“ geschrieben haben. Wir als Band lebten alle in London und spielten so oft wie möglich! In der ganzen Stadt, in Pubs, Bars, Clubs, überall. Bezahlt wurden wir nie, dafür durften wir oft unsere eigene PA mitbringen, da viele der Pubs, in denen wir auftraten, nicht für Live-Musik ausgerüstet waren. Aber das war uns egal. Es ging uns nur darum, Shows zu spielen, Spaß zu haben und Musik zu machen. Ich denke, das spiegelt „Our Night Out“ auch deutlich wider. Die Songs handeln vom Ausgehen, zu viel trinken, Londoner Bussen, schmutzigen älteren Frauen, Katzen, Freundinnen, geliebten Menschen, guten Zeiten. Es ist ein Album, das reflektiert, wie wir damals gelebt haben. Aufgekratzt, optimistisch, die Zukunft schien rosig. Zudem bereitete sich die ganze Stadt gerade auf die Olympischen Spiele 2012 vor, überall herrschte eine unglaubliche Aufregung. Wir freuten uns darauf, Menschen aus der ganzen Welt willkommen zu heißen, um unsere großartige Stadt zu genießen, die multikulturell, vielfältig und einladend ist. Du musst wissen, ein Drittel aller Londoner stammt gebürtig aus dem Ausland und es werden über 200 Sprachen gesprochen. Ein Sprung zu heute, zwanzig Jahre später: Während ich das hier erzähle, liegt unser Land in Scherben – für uns zumindest. Wie konnte das so schnell passieren? Der Rassismus ist wieder auf dem Vormarsch, der Brexit hat den guten Ruf des Vereinigten Königreichs und allem, wofür es stand, zunichte gemacht. Wir müssen alle mit so viel unnötiger Unsicherheit klarkommen. Und für was ...? Die Menschen einander näherbringen, das ist es, worum es bei BUSTER SHUFFLE geht, leider haben wir den Eindruck, dass der Unity-Gedanke hierzulande stark an Bedeutung verloren hat. Ich habe zwar das Gefühl, dass das in London noch nicht ganz weg ist, zum Glück, aber die Politiker und die rechte Presse, die diese schreckliche Agenda vorantreiben, haben die Situation im Land inzwischen unerträglich gemacht. Um also deine Frage zu beantworten, unsere Songs sind viel wütender geworden. Es hat nicht mehr diese Unbeschwertheit, wie sollte es auch. Unser Sound ist auch ein bisschen härter geworden und ist ordentlich produziert. „Our Night Out“ haben wir noch in Heimarbeit fertig gestellt, da wir kein Geld hatten. Heutzutage können wir in ein Studio gehen, um aufzunehmen, das hilft! Wir versuchen immer noch, alle Takes live einzuspielen, also spiele ich nicht zu einem Click-Track und die Sachen werden nicht übermäßig bearbeitet. Auf diese Art fangen wir die Energie ein, die in der Live-Aufnahme steckt.
Wie hat sich die Band verändert, das Line-up, das professionelle Setup?
Es ist viel passiert über die Jahre. Jet und ich sind als einzige übrig von der Originalbesetzung. Wir haben mal als dreiköpfige Band begonnen, waren dann zu viert und schließlich zu siebt, mit einem Organisten und zwei Backing-Sängern. Jetzt, zehn Jahre später, sind wir irgendwie wieder da, wo wir angefangen haben. Einige Leute waren offenbar den Anforderungen der Straße nicht gewachsen, dem permanenten Unterwegssein und Touren. Bei anderen war es vielleicht der Schnaps. Einige haben Familien gegründet und wollten deshalb aufhören, andere erwiesen sich als schwierige Charaktere, so dass wir ohne sie weitermachen mussten. Beruflich haben sich die Dinge für uns ziemlich verändert. Nachdem sich der Name BUSTER SHUFFLE etwas herumgesprochen hatte, hatten wir über die Jahre Gelegenheit, mit vielen fantastischen Bands zu spielen, darunter DONOTS, THE INTERRUPTERS, FLOGGING MOLLY, COCK SPARRER oder MADNESS. Wir denken, diese professionelle Wertschätzung verdanken wir zum einen unserem Sound und dem einzigartigen Piano-Frontlead-Vibe von Jet – denn wir singen in unserem Londoner Akzent und versuchen nicht, amerikanisch zu klingen – und zum anderen unserer konsequenten Bereitschaft, hart zu arbeiten und beinahe permanent zu touren. Wir mussten natürlich unsere Crew erweitern und unser Tour-Setup ausbauen, um überhaupt so viele Konzerte spielen zu können. Das stellt einen vor ganz andere professionelle Anforderungen, als in irgendwelchen Londoner Pubs zu spielen, mit dem 38er Bus zum Auftritt zu fahren, die eigenen Boxen mitzubringen und das Equipment mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu transportieren. So was gibt’s heute nicht mehr! Na ja, nicht oft ...
Und was hat sich für euch privat verändert?
Wir sind älter geworden, aber nicht weiser. Wir haben Familien gegründet. Die Knochen tun uns weh und wir jammern mehr über das Elend der Welt. Wir machen immer noch am liebsten Musik – was im vergangenen Jahr ja nicht so oft möglich war. Aber als wir im Sommer eine Weile aus dem Lockdown herauskamen, haben wir gleich wieder neue Sachen zusammen aufgenommen, wir haben geprobt und sogar ein paar kleine Gigs in den Biergärten der Umgebung klargemacht, einfach um wieder zusammen Musik zu machen. Denn das ist es, worum sich bei BUSTER SHUFFLE schon immer alles dreht. Das war vor zehn Jahren so und da hat sich nichts geändert. Wir lieben es immer noch, zusammen zu spielen, zu proben, im Studio und vor allem live. Hoffentlich werden wir in nicht allzu ferner Zukunft endlich wieder gemeinsam auf der Bühne stehen. Wir können es kaum erwarten, unsere wunderbaren Freunde und Fans in Europa und der ganzen Welt wiederzusehen. Bleibt sicher und seid friedlich. Oi!
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