BOUNDARIES

Foto© by Sarah Holick

Durch das Inferno

Für ihr neues Album hat sich die Hardcore-Band aus Connecticut nicht nur den Namen aus einem der Buchklassiker der Menschheit geliehen, sondern es ist auch inhaltlich davon inspiriert. Was es damit auf sich hat, erklärt uns Sänger Matthew.

Euer neues Album heißt „Death Is Little More“, das ist eine Zeile aus Dantes „Inferno“ – welche Bedeutung hat Dantes episches Gedicht aus dem 14. Jahrhundert heute noch?

Etwas so Legendäres wie Dantes „Inferno“ hat eine unendliche Menge an Relevanz und Bedeutung, die man daraus ziehen kann. Für mich und diese Platte hat dieses Werk mir ermöglicht, eine Art Mantra im Angesicht des Kampfes zu haben. „Death Is Little More“ spricht von den Schwierigkeiten des Lebens und unserer Fähigkeit, sie zu überwinden. Es ist ein Album über Schmerz, Strafe und Buße tun.

Glaubst du, dass die heutige Jugend etwas nachempfinden kann, das vor über 700 Jahren geschrieben wurde?
Auf jeden Fall. Die Schwierigkeiten des Lebens sind nicht an eine bestimmte Zeit oder Sprache gebunden. Die Erfahrung menschlichen Daseins ist der rote Faden in tausenden von Büchern, die vor Dantes „Inferno“ geschrieben wurden, und in tausenden von Büchern danach. Warnt unser Album wie in einer Predigt vor den Folgen, die drohen, wenn der Mensch vom Weg Gottes abweicht? Nicht mal ein bisschen. Erzählt es davon, was es bedeutet, Mensch zu sein und das Leben so zu leben, dass man Zufriedenheit findet? Ausschließlich. Gewalt. Rache. Das Bedürfnis, Liebe zu empfinden und zu schenken. Das Erkennen und Überwinden der eigenen psychischen Unzulänglichkeit. Furcht. Akzeptanz. So ist das Leben und so ist diese Platte.

Inwiefern entspricht der Inhalt des Albums dem titelgebenden Zitat von Dante?
Dantes „Inferno“ beginnt damit, dass der Erzähler den Zustand seines Lebens beschreibt. Daher stammt das Zitat, und ich fand es letztlich so unmittelbar nachvollziehbar, dass es zum Motor dieser Platte wurde. Das Leben ist kompliziert geworden, schwierig, und er hat die Kontrolle verloren. Er ist auf eine Art und Weise verloren, die im physischen Sinne nicht genau beschrieben werden kann. Die Erinnerungen an das, was ihn an diesen Punkt gebracht hat, sind so düster und scharf, dass es fast so belastend ist, an sie zu denken und sie erneut zu erfahren, als würde man sie zum ersten Mal durchleben. Wie könnte der Tod noch schlimmer sein, wenn das eigene Leben so feindlich gesinnt ist? Doch trotz alledem macht er weiter. Das ist für mich der Grund, warum ich Musik mache. Damit ich weitermachen kann.

Wie hat sich diese Zeile in deinen Texten niedergeschlagen und wie hat sich das ganze Konzept darauf ausgewirkt?
Es ermöglichte mir, den Gegenstand meines Schreibens exponentiell zu erweitern. Ich schrieb nicht mehr hauptsächlich über meine eigenen Erfahrungen, sondern über die Wildheit des Lebens insgesamt. Es bringt mich an Orte und zu Gefühlen, die ich sonst nicht hätte ausdrücken können. Ähnlich wie Dante von Virgil durch die Hölle geführt wurde und die Tiefen ihrer Abgründe kennen lernte, wollte ich das auch für den Hörer tun.

Auf dem Album sind drei Gastsänger zu hören: Lochie Keogh von ALPHA WOLF, Marcus Vik von INVENT ANIMATE und Matt Honeycutt von KUBLAI KHAN TX. Was verbindet dich mit ihnen? Was, denkst du, haben sie zu euren Songs beigetragen?
Die drei decken sozusagen das ganze Spektrum der Beziehungen ab. Lochie haben wir nie getroffen, aber wir haben gemeinsame Freunde und wir hatten gehört, dass ALPHA WOLF uns mögen, also dachten wir uns, warum nicht die Hand ausstrecken und sehen, was passiert? Er hat sich sehr gefreut und war großartig. Ich finde es toll, dass wir ihn auf der Platte dabeihaben. Matt und ich kannten uns, weil wir mal ein paar Shows zusammen gespielt haben, aber das war’s auch schon. Aber da wir mit demselben Produzenten, Randy Leboeuf, aufnehmen, baten wir den, Matt einen Song zu schicken, von dem wir dachten, er würde ihm gefallen und gut klingen, und Matt antwortete sofort: „Zur Hölle ja!“ Mit Marcus und dem Rest von INVENT ANIMATE sind wir gut befreundet. Wir hatten unsere erste Europatournee mit ihnen gemacht und haben seitdem sehr engen Kontakt. Genau wie Matt haben wir ihm einfach einen Song geschickt, von dem wir dachten, er würde ihm gefallen, wir haben nichts vorbereitet. Er schrieb seinen eigenen Part und machte damit den Track um Klassen besser. Alle drei waren wunderbar. Das ist unser erstes Album mit Features, und wir wollten Künstler holen, von denen wir glauben, dass sie dem Song und dem Sound der Band etwas Besonders hinzufügen können. Wir haben alle das Gefühl, dass uns das gelungen ist.