BONGLOARD

Foto© by Kirsten Heskamp

Du bist OK, wie du bist

Das niederländische Trio steht in den Startlöchern, um sein zweites Album „DYTYR?“ zu veröffentlichen. Was ihre maßgeblichen Einflüsse sind und wie die kreative Reise der Band zu diesem Album begonnen hat, klären wir mit Gitarrist und Sänger Jannes und Ties, Bassist der Band.

Ich habe gelesen, dass „DYTYR?“ euch als Band nach einer langen persönlichen und kreativen Suche repräsentiert – wo hat diese Suche begonnen und welche Hindernisse musstet ihr dabei überwinden?
Ties:
Nachdem wir unser erstes Album veröffentlicht hatten, gingen wir schnell dazu über, neues Material zu schreiben. Es gab Dinge, die wir anders angehen wollten, um uns neu zu erfinden. Die Themen der Songs sind unterschiedlich, aber es gibt einige zentrale Inhalte.
Jannes: In seinen Zwanzigern zu sein, ist oft eine Phase der Selbstfindung, auf der man viele Hindernisse überwinden muss. Diese Suche sowie die Entwicklungen in unserem Leben – Beziehungen, Politik, soziale Fragen –, haben unsere Gespräche bestimmt. „Suits“ steht zum Beispiel für unseren Hass auf den Krieg und in „Do you think you’re ready?“ geht es um unsere Unsicherheiten. Das Imposter-Syndrom ist etwas, worüber wir viel mit Freunden gesprochen haben, und während wir diese Dinge diskutierten, wurde es immer mehr zu einem Thema.

Das Album hat viel Energie, es drängt immer nach vorne – bisweilen fühlt sich fast wie ein Live-Mitschnitt an. Wie wichtig war es, diese Art von Energie bei den Aufnahmen einzufangen?
Ties:
Im Vergleich zu unserem vorherigen Album wollten wir einen geradlinigeren Ansatz, weniger Experimente und ein solideres Fundament. Außerdem haben wir die Songs nach Live-Auftritten, bei denen wir viele von ihnen ausprobiert haben, feinabgestimmt. Das ermöglichte es Jannes, mehr so zu spielen, wie er es live tut, und musikalisch trafen wir andere Entscheidungen.
Jannes: Wir wollten das Album wirklich gut aufnehmen, deshalb haben wir uns für die Zusammenarbeit mit Sebastian Ommerson entschieden. Wir wollten auch, dass die Songs tief in uns verwurzelt sind, damit wir das Beste aus unserer Zeit im Studio machen können. Das bedeutete auch, dass die Songs sich ein wenig weiter entwickelt haben und fertiger anfühlten.

„Downwards“ hat für mich einen THE HIVES-Vibe, kombiniert mit etwas BRUTUS-Drumming. Welche Bands/Sounds haben euch beim Songwriting für die neue Platte beeinflusst?
Jannes:
Es gibt eine heilige Dreifaltigkeit an Einflüssen in unserer Band, nämlich Ty Segall, THEE OH SEES und KING GIZZARD. Ich denke, dass diese drei in Kombination mit dem britischen Post-Punk-Sound ein großer Einfluss waren. Sebastian hat oft mit BRUTUS gearbeitet, und die ersten Singles des neuen THE HIVES-Albums kamen etwa zu der Zeit heraus, als wir im Studio waren, deine Vergleiche sind also nicht weit hergeholt!
Ties: Der Pre-Chorus in „Downwards“ ist definitiv ein BRUTUS-Part, du liegst also goldrichtig! Was englische Bands angeht, gab es tatsächlich Einflüsse, wie BAD ­NERVES für die Geschwindigkeit und CROWS für den Vibe.
Jannes: Unser Schlagzeuger Jan hat OH SEES letzten Sommer zum ersten Mal live gesehen, also erwartet bei unseren Live-Shows viel mehr Psych-Breakdowns.

Bei „Downwards“ geht es darum, man selbst zu sein – wie viel von euch selbst habt ihr in dieses Album gesteckt? Was sorgt dafür, dass ihr euch „in eurer Haut wohl fühlt“, wie es im Bandinfo heißt?
Jannes:
Du bist einfach okay, so wie du bist. Das ganze Album handelt von der Reise, um diesen Punkt zu erreichen. Ist man mit der Suche nach sich selbst jemals ganz fertig, fühlt man sich perfekt, wohl in seiner Haut? Gleichzeitig ist es manchmal einfach okay so, wie es kommt, und man sollte die Dinge nicht schwerer machen, als sie sind.
Ties: Jannes hat viel von sich selbst in dieses Album gesteckt, aber die Tatsache, dass innerhalb der Band über das alles viel diskutiert wurde, war der ausschlaggebende Faktor, dass wir etwas daraus machen wollten. Wir alle drei finden uns in den Texten und Themen wieder. Es ist fast so, als ob der Hörer Teilnehmer des Gesprächs ist und wir unsere Gedanken ausdrücken wollen.
Jannes: Mit der Tatsache, dass viele Fragen gestellt werden, hoffen wir auch, die Leute zum Nachdenken anzuregen. Wir wollen andere dazu anregen, sich selbst mit diesen Themen auseinanderzusetzen und kritisch zu denken, so wie wir es bei der Erarbeitung der Texte getan haben.