BLUENECK

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SciFi und Synthies

Knapp ein Jahr nach dem Release von „Repetitions“ lassen BLUENECK mit „Epilogue“ ihr viertes Album folgen und wollen dieses als Schlussstrich unter ihrer bisherigen Diskografie verstanden wissen. Aber keine Angst: Das nächste Album steht bereits in den Startlöchern. Die Dinge überschlagen sich geradezu bei dem Post-Rock-Projekt aus Bristol. Um dem noch eine weitere Überraschung folgen zu lassen: Auf „Epilogue“ ist die markante Stimme von Duncan „Dunk“ Attwood nicht zu hören. Gitarrist Rich Sadler und Dunk erklären im Interview, was es mit all dem und BLUENECK überhaupt auf sich hat.

Anscheinend fluktuiert eure Besetzung. Auf manchen Bildern seid ihr zu viert, mal tretet ihr auch als Quintett auf. Versteht ihr euch als Projekt mit wechselnden Mitgliedern oder als Band im klassischen Sinne?

Rich:
Bis zur Veröffentlichung von „The Fallen Host“ waren wir zu viert. Danach haben wir uns vergrößert, um dem gerecht zu werden, was wir erreichen wollten. Die Kernmitglieder im Studio und live sind immer Dunk, Ben am Bass und ich, Chris unterstützt uns live an den Drums. Andere Menschen kommen und gehen, je nachdem, was wir gerade benötigen. Oli hat drei Jahre bei uns Gitarre gespielt und wird nun Ende des Jahres aufhören. Wir müssen uns also wieder anpassen.

Soviel ich weiß, ist Dunk der Hauptsongwriter. Trifft er alle Entscheidungen, ist BLUENECK sein Projekt? Wie viel Einfluss üben die anderen Mitglieder aus?

Rich:
Dunk ist ohne Frage der Kopf der Band. Er liefert den kreativen Funken, der das Zentrum von dem ausmacht, was wir tun. Allerdings werden die Songwriting-Pflichten zunehmend unter uns aufgeteilt.

Dunk: Ja, die ersten drei Platten wurden hauptsächlich von mir orchestriert. Als Rich dazu stieß, merkte ich jedoch, dass er in der Lage war, meine Ideen in einer Art auszuarbeiten, wie es mir selbst nie eingefallen wäre. Auf „Repetitions“ hat er seine eigenen Einfälle in Form von Gitarrenparts stärker eingebracht und ist seitdem selbstbewusster geworden. Sowohl auf „Epilogue“ als auch auf dem, was mal unser nächstes Album sein wird, bringt er sich mehr ein.

Neugierig bin ich auch in Hinsicht auf euer Merch. Stellenweise steht nicht mal der Bandname auf euren Shirts, auf dem Cover von „Epilogue“ ist er ebenfalls nicht sichtbar. Warum?

Dunk:
Ich mag den Gedanken lieber, dass Bilder für sich sprechen sollen. Ich möchte, dass BLUENECK-Fans nicht nur einfach Kleidung anhaben, die eine Band repräsentiert, die sie lieben. Sie sollen auch ein Design tragen, das sie mögen. Mit dem Namen BLUENECK hausieren zu gehen, finde ich unnötig.

Rich: Wir gehen davon aus, dass die Leute an den Bildern oder der Musik genug interessiert sind, um herauszufinden, wer wir sind. Ist wohl eine Geschmacksfrage: Wir zumindest mögen Alben und Shirts, die künstlerisch interessant aufgemacht sind und für sich stehen können, ohne dass ein Label draufsteht.

Etwas anderes fehlt auch auf „Epilogue“, Dunks Stimme. Die war für euren Sound immer essentiell. Wie kam es zu dem Instrumentalalbum?

Dunk:
Ich hatte an einem kurzen Filmscore für eine TV-Serie gearbeitet und bemerkte, dass dieser eine tolle Basis für eine Instrumentalplatte abgeben würde. Dass ich die Vocals außen vor ließ, ermöglichte mir eine andere Herangehensweise. Im Grunde aber wollte ich nur etwas anderes machen, bevor ich mich auf die Arbeit an der nächsten BLUENECK-Platte mit Gesang stürzen würde.

Aber warum habt ihr das Album unter dem Namen BLUENECK veröffentlicht?

Rich:
Wir brachten uns alle zunehmend ein und unsere Anteile an der Platte wurden somit wichtiger. Das ging schließlich so weit, dass es unser aller Auffassung nach eben ein BLUENECK-Album geworden war.

Dunk: Genau! Zuerst wollte ich nur etwas Zeit allein im Studio, um ehrlich zu sein. Aber je weiter sich das Album entwickelte, desto mehr wurde mir klar, wie viel besser es durch den Input der anderen werden würde. Am Ende entschieden wir uns, dass es immer noch den „BLUENECK-Sound“ hat.

Wie habt ihr den fehlenden Gesang auf musikalischer Ebene ausgeglichen?

Dunk:
Wenn ich ehrlich bin, habe ich darüber gar nicht nachgedacht, sondern das gemacht, was ich als relevant erachtete.

Rich: Es ist ein Soundtrack-Album, deshalb sind die Arrangements sowieso an manchen Stellen karger, an anderen struktureller als bei anderen Alben.

Das Cover scheint ja bereits darauf hinzuweisen: Synthies spielen eine große Rolle auf „Epilogue“. Wie kam es dazu?

Dunk:
Das Artwork zeigt eigentlich einen Teil einer Raumschiffkonsole. Ich habe Synthie-Musik und deren Sound schon immer geliebt, deshalb war das Album eine tolle Ausrede, um mich im Studio mit den verschiedensten Vintage-Synthesizern einzuschließen. Wie ein Kind im Süßigkeitenladen!

Euer Label bezeichnet „Epilogue“ als einen Wendepunkt in eurem Schaffen.

Dunk:
Für mich ist das Album ein Endpunkt nach den drei vorigen Platten, die ich irgendwie als Trilogie betrachtete. Bevor ich mit „Epilogue“ anfing, hatte ich schon Demos für unser neues Album aufgenommen, das uns hoffentlich in andere Bereiche führen wird. Mir gefiel dann die Idee, „Scars Of The Midwest“, „The Fallen Host“ und „Repetitions“ mit einem Album zu verabschieden, das Elemente von allen dreien enthält. Das wird mir sicher dabei helfen, das nächste Album anders anzugehen.

Was kann man von dem erwarten?

Rich:
Mehr Melodie, mehr Drama, mehr Energie und mehr Aufregung, hoffe ich!

Dunk: Ja, das stimmt wohl. Vor allem aber wollen wir ein intensiveres Augenmerk auf die Produktion legen. Momentan schauen wir uns alles, vom Schlagzeug bis zu den Synthie- und Gitarrensounds, genau an. Wir haben bereits Demos aufgenommen und werden vermutlich mit zwei statt nur einem Produzenten das Album ausarbeiten. Es ist wichtig, dass wir unsere Ideen weiterentwickeln und nicht stehenbleiben. Für die Hörer und meine geistige Gesundheit!

Wo du es ansprichst: Du beschreibst deine Musik selbst als melancholisch. Wo rühren diese Emotionen her?

Rich:
Ich denke, dass Melancholie der Eckstein von Dunks Sinn für Melodie darstellt. Er kann in diesem emotionalen Spektrum bessere Songs schreiben als sonst jemand. Er ist weder depressiv noch deprimiert; wie er diese Songs singt, ist aber auch nicht geschauspielert.

Dunk: Im Gegenteil zu dem, was manche Leute denken – oder hoffen – mögen: Ich werde nicht von der Brücke springen. Aber ich glaube, dass wir alle eine dunkle Seite haben, Verlust, Wut, Isolation und Leid kennen. Ich scheine diese Emotionen gut in Musik kanalisieren zu können.