Irgendwann kommt der Punkt, an dem man beginnt, sein Leben zu reflektieren. Am 12. Oktober veröffentlichen BASEMENT ihr viertes Studioalbum „Beside Myself“, das genau davon handelt. Wir sprechen mit Sänger Andrew Fisher über alle Themen rund um die neue Platte, inklusive Labelwechsel, und blicken gemeinsam zurück auf Licht- und Schatten-Momente der Bandgeschichte.
Im Schnelldurchlauf
Gegründet 2009 in Ipswich, England, spielten sich BASEMENT mit ihren von Grunge und Emocore geprägten Songs schnell in zahlreiche Herzen. Als sie zugleich mit der Veröffentlichung ihres hochgelobten zweiten Werks „Colourmeinkindness“ 2012 ankündigten, für unbestimmte Zeit eine Pause einzulegen, war der Aufschrei groß. BASEMENT-Anhänger forderten sehnsüchtig eine Tour zum Album – ohne Erfolg. Sänger Andrew Fisher verfolgte ein anderes Ziel: sein Lehramtsstudium abschließen und an einer Schule unterrichten. Die Forderungen der Fans ließen nicht nach. 2014 dann meldeten sich die Jungs aus Ipswich zurück. Ihr folgendes Album, „Promise Everything“, sollte für den endgültigen Durchbruch sorgen. BASEMENT wurde zum Vollzeitjob für Andrew und seine Bandkollegen.
Im Oktober wird nun ihr viertes Werk „Beside Myself“ in den Regalen der Plattenläden stehen. Sänger Andrew ist nervös: „Ich hätte den Release-Tag am liebsten schon heute, damit wir die Songs endlich live spielen können! Wir sind stolz auf unsere Arbeit, aber wir kennen kaum Reaktionen darauf.“
Sound, Lyrics, Artwork – und ein neues Label
Wie sieht sie aus, die Arbeit, auf die BASEMENT so stolz sind? Der Sound von „Beside Myself“ erscheint wie die logische Fortsetzung seines Vorgängers: Im Gegensatz zu Anfangszeiten beinhaltet das neueste Album weniger raue Hardcore- und Grunge-Einflüsse, dafür mehr Pop, es ist zudem deutlich cleaner produziert. Davon will Andrew allerdings nichts wissen: „Ich habe keine Ahnung, wie unser Sound war, ist oder je sein wird. Wir haben immer versucht, uns kreativ auszudrücken, auf eine Weise, die sich für uns gut anfühlt. Mit diesem Album fühlen wir uns so gut wie nie.“
Inzwischen haben die Bandmitglieder die Altersmarke von dreißig Jahren geknackt. Verändert sich dadurch der Schreibprozess? „Wir sind bedächtiger geworden“, empfindet es Andrew. „Früher passierte alles so übereilt, diesmal haben wir uns zwei Jahre Zeit genommen, um unsere Songs zu schreiben, bevor wir ins Studio gegangen sind. Das war viel besser.“
Und auch inhaltlich gibt es Veränderungen. Ohne Zweifel finden sich auf „Beside Myself“ Gedanken, die einen in diesem Alter vermehrt beschäftigen. Eine gesteigerte Selbstreflexion offenbart Zweifel gegenüber dem eigenen Lebensweg. Aber Andrew weiß: „Bei all den Sorgen muss man auch immer wieder inne halten und darf nicht alles Gute als selbstverständlich hinnehmen.“
Und dann wäre da noch das Albumcover: Auf einem Baum liegt eine Person, eine zweite steht davor, betrachtet ein Bild zweier Gesichter. Entstanden ist das bunte, fast kindlich gezeichnete Motiv in Kollaboration mit der französischen Künstlerin Chloé Bertron. „Wir lieben ihren abstrakt-verträumten Stil. Das Cover lässt erahnen, dass es inhaltlich um Zeiten der Selbstreflexion und Verwirrung geht.“
Der wohl markanteste Einschnitt rund um „Beside Myself“: der Labelwechsel von Run for Cover zu Fueled by Ramen. Ein großer Schritt – hier stehen etwa PANIC! AT THE DISCO und TWENTY ONE PILOTS unter Vertrag. Die Initiative ging dabei vom neuen Label aus. Andrew ist glücklich: „Die Leute bei Fueled by Ramen betreiben ihr Geschäft mit großer Leidenschaft und geben uns viel Unterstützung. Obwohl wir dort nun mit viel mehr Leuten zu tun haben, wirkt es auf mich nicht unpersönlich. Wir schätzen diese Entwicklung sehr, hatten aber auch eine großartige Zeit bei Run for Cover.“
Licht und Schatten
Stichwort „großartige Zeit“: Wie blicken BASEMENT selber auf ihre Bandgeschichte zurück? „Ich bin extrem stolz“, beteuert Andrew. „Wir sind viel getourt, haben die ganze Welt bereist, uns weiterentwickelt und können heute sagen, dass wir unseren Platz gefunden und dennoch nicht das Potenzial verloren haben, weiter zu wachsen.“ Klingt fast so, als sei hier ein Traum wahr geworden. „Ein Kindheitstraum in jedem Fall. Es ist zwar nicht immer alles perfekt, aber dann erinnere ich mich zurück: Ich war 13 und übte auf meiner Gitarre Songs von SUM 41. In einer Band zu sein, war alles, was ich jemals wollte. Und nun sind wir hier.“ Musikmachen als Vollzeitjob betrachtet Andrew als ein Geschenk, das man nicht für selbstverständlich halten sollte.
Und wie sehen die weniger perfekten Aspekte aus? „Das geht schon los, wenn du dir mit einer anderen Band einen Van ohne Klimaanlage teilst und stundenlang durch die Wüste zu einer Show fährst, bei der am Ende keiner auftaucht“, beginnt Andrew. „Richtig schwierig wird es, wenn man versucht, Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bekommen. Sich dabei erfüllt und zufrieden zu fühlen ist fast unmöglich. Es wird eine ewig währende Anstrengung bleiben, sich dadurch zu manövrieren.“
Aber auch die schönen Seiten wissen BASEMENT zu reflektieren. Da wären ganz offensichtlich die großen Konzerte, bei denen man überwältigt auf der Bühne steht. Das Reading Festival war eines davon oder auch ihre Show im Alexandra Palace in London. Das größte Glück steckt manchmal aber im Detail: „Ich werde nie vergessen, wie ich eines Nachts mit einem Freund in unserem Van durch eine Gebirgslandschaft gefahren bin, über uns der sternenklare Himmel. Während im Hintergrund Songs von einer Band aus meiner Jugend liefen, hatten wir irgendeine pseudo-philosophische Unterhaltung. Solche Momente bedeuten mir die Welt.“
Im vergangenen Sommer waren BASEMENT mit TOUCHÉ AMORÉ auf Tour – gute Freunde, jede Menge Spaß. Aber wenn sie einen Wunsch frei hätten, mit wem würden die Jungs aus Ipswich gerne einmal touren? „PARAMORE! Oder die FOO FIGHTERS. Am liebsten beide zusammen. Das wäre super cool!“
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