Es muss sich gut anfühlen, beobachten zu können, wie die eigene Band wächst und bekannter wird, ohne dafür einen Finger zu rühren. BASEMENT, die ursprünglich aus Ipswich, UK kommen und mittlerweile auf zwei Kontinenten leben, ist dies so passiert. Kurz nach der Veröffentlichung ihres gefeierten zweiten Longplayers „Colourmeinkindness“ kam Ende 2012 die überraschende Auflösung. Alleine dieses Album verkaufte sich bislang über 25.000 Mal und das fast ganz ohne Promo. Als man sich schließlich 2014 genauso unvermittelt mit der EP „Further Sky“ zurückmeldete, war der Hype kaum zu stoppen. Gitarrist Alex Henery über das Comeback, das neue Album „Promise Everything“, ihr Label sowie über die eigenen Wurzeln.
Es freut mich riesig, dass ihr wieder zurück seid. Wie fühlt es sich für euch an?
Es ist einfach großartig, die Band nun als „Vollzeitjob“ bestreiten zu können. Wir alle lieben es, zu touren und Musik zusammen zu schreiben. Es ist gerade eine wirklich aufregende Zeit für uns.
Ende 2013 hattet ihr euch entschieden, eine Pause einzulegen. Was war der Grund?
Andrew, unser Sänger, wollte weiter studieren, um Lehrer zu werden. Daher haben wir uns dazu entschieden, die Band auf Eis zu legen und auf unbestimmte Zeit keine Shows mehr zu spielen. Nachdem Andrew seinen Abschluss hatte und bereits in einer Schule unterrichtete, wirkte es aber immer noch so, als ob die Leute sich für die Band interessierten. Also spielten wir im Sommer 2014 ein paar Shows und entschieden uns ein Jahr später, das Ganze wieder Vollzeit zu versuchen.
Lass uns über euer neues Album „Promise Everything“ reden. Was steckt hinter dem Titel?
Es gibt kein übergeordnetes Konzept, keine tiefgründige Bedeutung hinter dem Titel. Für mich steht er für dieses Verlangen, alles in Stein zu meißeln. Wenn jemand ein Versprechen macht, gehst du davon aus, dass es gehalten wird. Du vertraust der Person, weil sie eine Verpflichtung dir gegenüber eingegangen ist. Du weißt einfach, dass diese Sache passieren wird, weil es versprochen wurde.
Wie habt ihr es eigentlich geschafft das Album zu schreiben? Ich meine, du lebst ja mittlerweile in den USA und der Rest in Großbritannien.
Es ist hauptsächlich auf unseren iPhones entstanden. Ich habe dabei einfach Ideen aufgenommen und sie in unseren Gruppenchat gepostet, das haben wir dann am Ende beim Proben ausgearbeitet.
Habt ihr jemals von Online-Proben gehört? Für mich klingt es absurd, aber es gibt viele Bands, die online proben. Was hältst du davon?
Ich finde das fantastisch. Ich habe auch schon davon gehört, aber es noch nie ausprobiert. Vielleicht können wir so unsere nächste LP schreiben.
Aufgenommen habt ihr „Promise Everything“ letztendlich in den Assault & Battery Studios in London. Nicht die schlechteste Adresse.
Ja, das war verrückt. Dort hängen Goldene Schallplatten von SMASHING PUMPKINS oder KILLERS an den Wänden. Ein paar Tage bevor wir ins Studio gegangen sind, waren U2 dort. Für Sam Pura, unseren Produzenten, war es eine große Sache, dort Alan Moulder und Flood, dem Produzententeam und Inhabern von Assault & Battery, über den Weg zu laufen. Die beiden waren super nett und wirkten sogar ein wenig interessiert an dem, was wir machen. Sam konnte sich mit einigen Fragen an sie wenden und sie hatten tolle Gespräche über Equipment- und Recording-Kram. Es war eine großartige Erfahrung.
Ihr habt bereits einige der neuen Songs live gespielt, wie hat das Publikum reagiert?
Unmittelbar nachdem wir die erste Single veröffentlicht hatten, haben die Leute sie live jeden Abend mitgesungen, das war fantastisch. Sie hat ihnen sichtlich gefallen und das ist auch der Grund, warum ich es kaum erwarten kann, den Rest des Albums endlich zu veröffentlichen. Ich denke, denjenigen, denen die erste Single gefallen hat, wird auch das Album gefallen ... aber wer weiß das schon.
Einige Bands wie TITLE FIGHT oder CITIZEN mit vormals ähnlichem Sound haben ihren Stil mittlerweile radikal geändert und ich weiß, dass etliche „alte Fans“ sie dafür stark kritisieren. Habt ihr vielleicht schon mal beim Songwriting darüber nachgedacht, Songs zu ändern, zu verwerfen, eben wegen solcher Fans?
Uns interessiert es nicht, was andere Leute denken. Wir werden immer die Musik schreiben, die wir spielen wollen. Ebenso empfinden wir kein Verlangen danach, uns selbst neu zu erfinden oder dramatisch zu verändern. Wir wollen einfach interessante und eingängige Songs schreiben, die uns Freude bereiten, wenn wir sie live spielen. Es scheint, als gäbe es bei unserem Songwriting eine natürliche Entwicklung. Ich denke, es wird von Platte zu Platte besser.
Euer neues Album wurde erneut bei Run For Cover veröffentlicht. Wie seid ihr einst mit dem Label in Kontakt gekommen und wie kam es dazu, dass du dort sogar arbeitest?
Jeff Casazza hat mich erstmals 2010 herum per Mail angeschrieben. Kurz danach habe ich ihn getroffen. Zu der Zeit führte er das Label noch aus seinem Schlafzimmer heraus. Es ist aufregend zu sehen, wie es über die Jahre gewachsen ist. Ich liebe RFC und ich bin ihnen sehr dankbar dafür, dass sie so tolle Freunde von uns geworden sind. Sie unterstützen uns in allem, was wir tun, und geben uns zu 100% kreative Freiheit, das ist alles, was wir wollen. Aktuell arbeite ich nicht mehr Vollzeit bei RFC, da ich nun wieder mit der Band unterwegs bin. Aber immer, wenn es mir möglich ist, gehe ich ins Büro, um die anderen zu sehen.
Es ist erfreulich, dass ihr anscheinend kein anderes größeres Label benötigt und euch irgendwie dennoch fast schon zu Rockstars entwickelt. Kannst du dir erklären, was in den letzten Jahren passiert ist? Eure Band hat schließlich vor allem in der Pause an Popularität gewonnen.
Nach der Veröffentlichung von „Colourmeinkindness“ hatten offenbar viele den Wunsch, das Album und die Songs live zu erleben und trotz unserer Pause schien dieses Verlangen permanent zu wachsen. Wir hatten keine Ahnung, dass die Leute es so sehr mochten. Wir sind extrem glücklich darüber, wir haben nichts gemacht, es ist einfach so passiert. Ich bin wirklich jedem sehr dankbar, der auf unsere Shows kommt, uns dort so toll unterstützt und unser Merchandising und unsere Platten kauft.
In der Vergangenheit habt ihr vorwiegend mit Hardcore-Bands getourt. Für mich seid ihr jedoch – spätestens seit „Colourmeinkindness“ – vielmehr eine Alternative-Rock/Emo/Neo-Grunge-Band. Wo seht ihr euch selbst und wo liegen eure musikalischen Wurzeln?
Ich bin mit Punk- und Alternative-Bands groß geworden, danach war ich mehr in der Hardcore-Szene aktiv. Ich denke, das war bei uns allen ähnlich. Hardcore war definitiv die Basis für die Band, aber mittlerweile sehe ich uns ebenfalls eher als Alternative Rock-Band.
Lass uns zum Abschluss bei euren Wurzeln bleiben. Zwei einflussreiche Alben feiern 2016 Jubiläum: „Nevermind“ von NIRVANA wird 25 und „Static Prevails“ von JIMMY EAT WORLD 20 Jahre. Würdest du sagen, dass diese beiden Bands ebenfalls wichtig für BASEMENT waren?
Ja, definitiv! Ich denke, dass für mich JIMMY EAT WORLD den größeren Einfluss hatten. „Clarity“ und „Bleed American“ sind nach wie vor zwei meiner Lieblingsalben. Ich würde liebend gern mal mit ihnen spielen, das ist so eine Art Lebenstraum. NIRVANA sind auch cool, aber ich habe nie versucht, sie in meine Musik mit einzubeziehen.
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