BALANCE BREACH

Foto© by Juha Vihavainen

Auf und davon

Finnlands wohl interessanteste Newcomer-Metalcore-Band veröffentlichte vor kurzem ihr Debütalbum „Dead End Diaries“ mit einer beeindruckenden Mischung aus finnischem Melo-Death und modernem Metalcore. Wir sprechen mit Sänger Aleksi über das neue Album, Bandcontests und den Grund, warum die Jungs keinesfalls ihr Leben lang in Finnland bleiben wollen.

Euer Debütalbum heißt „Dead End Diaries“. Verbirgt sich hinter diesem Namen politische oder gesellschaftliche Kritik?

Nein, das nicht, haha. Dass der Titel so gut zur aktuellen Situation passt, ist purer Zufall. Zwar bewegt sich die Menschheit gerade auf ein Dead End zu, aber ursprünglich haben wir den Titel nur gewählt, weil er eindrucksvoll klingt und irgendwie im Kopf hängenbleibt. Unser Drummer hatte die Idee und schickte mir den Namen, den wir dann anfangs nur für einen Song verwendeten. Als nach ein paar Monaten dann die Songs und insbesondere deren Texte mehr und mehr Gestalt annahmen, stellten wir fest, dass „Dead End Diaries“ ideal zum gesamten Album passen würde. Und tatsächlich wirkt es, wenn man die Platte hört, als würde man durch die Seiten eines Tagebuchs blättern, das mit jeder Seite beziehungsweise jedem Song düsterer wird. Jeder Mensch hat Probleme, die ihm oder ihr zu schaffen machen, und das manifestiert sich auf dem gesamten Werk.

Ihr kommt ja aus Finnland. Ich habe bereits mit einigen schwedischen Bands gesprochen, also ebenfalls Skandinaviern, die mir erzählt haben, dass die Metal-Szene in ihrem Land zunehmend kleiner wird und fast ausstirbt. Wie sieht es in Finnland aus?
Ich finde nicht, dass das auf Finnland zutrifft. Im Gegenteil: Es wird tendenziell eher besser! Vor zehn Jahren war die finnische Metal-Szene in ihrer Hochphase und danach wurde es zwar etwas ruhiger, aber mittlerweile zeigt sich wieder ein aufsteigender Trend. Besonders Melodic Death Metal erfreut sich hierzulande einer wahren Renaissance und auch in den Genres Modern Metal und Metalcore tauchen immer mehr Newcomer auf der Bildfläche auf.

Apropos Newcomer: Ihr habt letztes Jahr an dem Bandcontest des Tuska Open Air in Helsinki teilgenommen und seid als Sieger daraus hervorgegangen. Inwieweit hat das eure musikalische Karriere weiter gepusht?
Ich glaube, der größte Benefit, den wir durch Tuska Open Air bekommen haben, war nur für uns erkennbar. Der Sieg hat uns viel mehr Mut gegeben und dafür gesorgt, dass wir an uns selbst glauben. Es war wie eine Bestätigung und dass wir einen so großen Zuspruch von den Fans bekommen haben, hat uns gezeigt, dass unser Traum von einer Musikkarriere nicht nur ein jugendliches Hirngespinst ist. Wir standen schon immer zu hundert Prozent hinter der Musik, die wir machen, und dieser Sieg hat uns bestätigt, dass das keinesfalls nur eine subjektive Ansicht ist. Aber natürlich hat der Contest uns auch dabei geholfen, aus der Menge herauszustechen. Es gibt so viele junge Bands ohne Plattenvertrag in Finnland und allein am Bandcontest des Tuska Open Air nahmen circa hundert andere Bands teil. Letztendlich konnten wir uns behaupten und dadurch auch den Vertag mit Out Of Line Music ergattern.

Du hast gerade schon die zahlreichen Newcomer angesprochen. Wie wichtig findest du Bandcontests für die Zukunft des Metal?
Das ist schwer zu sagen. Ich würde gerne glauben, dass es andere Wege für junge Bands gibt, sich von der Masse abzuheben, aber tatsächlich ist es auf eigene Faust schwer bis unmöglich. Ich war noch nie ein Fan solch groß angelegter Musikwettbewerbe. Ich finde es immer schwer, Bands nach irgendeinem fixen Schema zu bewerten. Es gibt so viele verschiedene Stilrichtungen und jede Band klingt anders. In der Musik gibt es meist kein besser oder schlechter – und einen Gewinner erst recht nicht. Trotzdem ist es eine Art Feuerprobe. Jeder kann im Studio gut klingen, aber live on Stage zeigt sich das wahre Talent eines Musikers.

Für Newcomer ist es natürlich immer wichtig, musikalische Vorbilder zu haben. Welche Bands haben euch dazu angeregt, Musik zu machen, und inspirieren euch noch heute?
Als BALANCE BREACH noch in den Kinderschuhen steckten, ließen wir uns stark von finnischen Bands wie CHILDREN OF BODOM, NORTHER, ENSIFERUM und WINTERSUN begeistern. Mittlerweile distanzieren wir uns etwas von diesen Einflüssen und bewegen uns mehr in die Richtung des modernen Metalcore, angelehnt an ARCHITECTS, BRING ME THE HORIZON, WHILE SHE SLEEPS und POLARIS.

Also habt ihr eure Vorbilder mit der Zeit etwas internationalisiert.
Absolut. Finnische Musik ist klasse, aber gleichzeitig auch etwas begrenzt. Ab einem gewissen Punkt brauchten wir einfach mehr Input, um uns auch musikalisch weiterzuentwickeln und unseren eigenen Sound zu finden.

„Dead End Diaries“ ist bei Out Of Line Music erschienen – ein deutsches Label mit Sitz in Berlin. Warum habt ich euch nicht einfach für ein finnisches Label entschieden?
Finnland ist musikalisch betrachtet, besonders was Metal angeht, so ein kleines Land und wir wollen definitiv nicht unser Leben lang hier bleiben. Es gibt nur eine limitierte Anzahl an Labels und mit Out Of Line haben wir die Chance, direkt am Puls des Geschehens zu sein und unsere Musik in die Welt hinauszutragen. Natürlich gibt es auch gute finnische Labels, aber die sind meist eher national fokussiert. Mit einem deutschen Label haben wir viel mehr Möglichkeiten, in anderen Ländern auf Tour zu gehen. Außerdem passt Out Of Line einfach perfekt zu uns und hat zudem noch andere finnische Bands unter Vertrag, die wir immer um Feedback bitten können. Wir sind gespannt, was die Zukunft bringt!