A Member Of Boston‘s Punk Aristocracy

Als Joe Gittleman, seines Zeichens Bassist der MIGHTY MIGHTY BOSSTONES, mit seiner neuen Band AVOID ONE THING loslegte, da war ihm klar, dass es kaum möglich ist, von dieser Band zu reden, ohne die erste zu erwähnen. Auch hier soll das nicht gelingen. Das liegt natürlich an der Person Gittleman selbst, der in beiden Bands Bass spielt und auf den bisherigen zwei Veröffentlichungen des neuen Projekts unter Beweis stellt, dass er auch sehr gut singen kann. Und dass er in beiden Fällen für die Songs mitverantwortlich ist, kann man auch recht schnell hören, denn AOT klingen manchmal durchaus wie die BOSSTONES, nur ohne Bläser und Sänger Dicky Barret. Aber gleichzeitig schaffen sie es auch, um einiges reifer und rockiger zu klingen, als das bei den BOSSTONES der Fall war.

Zwischen dem Debüt, das 2002 erschienen ist, und ihrem zweiten Album „Chopstick Bridge“ hat sich einiges im Bandgefüge geändert. War das schlicht selbstbetitelte erste Album noch von Joe Gittleman im Alleingang geschrieben, haben sich Joe und Gitarristin Amy Griffin das Songwriting für den Nachfolger geteilt und gemeinsam an den Liedern gearbeitet. „Das Material zum ersten Album war teilweise mehrere Jahre alt. Seit 1995 habe ich neben den BOSSTONES immer wieder Songs für mich selbst geschrieben, die ich irgendwann mal für ein anderes Projekt benutzen wollte. Ich hatte nicht wirklich viel Zeit, um mich darum zu kümmern, also hat sich das Material immer weiter angehäuft, aber lag nur rum. Als ich mich dann dazu entschlossen hatte, endlich diese Pläne für eine zweite Band zu verwirklichen, also AVOID ONE THING zum Leben zu erwecken, habe ich diese alten Songs benutzt.“

Während der ausgedehnten Touren im Anschluss an die Veröffentlichung in den Jahren 2002 und 2003 (u.a. mit den DROPKICK MURPHYS und auf der Warped Tour) ist die Band dann immer mehr zusammengewachsen, und Gittleman hat erkannt, dass Amys Songideen sehr gut zu AVOID ONE THING passen. Daher stand für ihn schon bald fest, dass sich die beiden fortan gemeinsam um die Musik kümmern würden. Diese Veränderungen innerhalb der Band waren aber auch weitreichender als die Verteilung des Songwritings. Als Nebenprojekt gestartet, wurde das Ganze mit der Zeit immer wichtiger für Joe, bis er an einem Punkt sogar gemerkt hat, dass AVOID ONE THING für ihn zur Nummer eins auf der Prioritätenliste geworden ist – trotz der BOSSTONES. Mit dieser Aussage ist er bei so manchen Fans seiner Ska-Band auf wenig Verständnis gestoßen, die nicht zu Unrecht die anhaltende Schaffenspause auf AOT zurückführen und die Zukunft der Band sogar gefährdet sehen.

Aber so sehr Joe das nachvollziehen kann, so wichtig bleibt seine neue Band für ihn: „Sie hat mir wieder verdeutlicht hat, wie wichtig Musik eigentlich ist. Ich kann mir nichts anderes vorstellen, mit dem ich mein Leben verbringen möchte. Wenn mir jemand einen Job anbieten würde, bei dem ich um 9 Uhr morgens erscheinen müsste, wäre ich wohl schon um 7:30 da und würde fragen, wann der Soundcheck stattfindet. AVOID ONE THING haben mir meine Liebe zur Musik wieder verdeutlicht, deshalb bedeutet mir diese Band so viel, und deshalb werde ich mit ihr auch weitermachen.“ Für alle Anhänger der BOSSTONES bleibt also nur zu hoffen, dass das eine Projekt nicht das andere gänzlich ausschließt. Und wenn man AOT gehört oder gesehen hat, kann man nur hoffen, dass Joe Gittleman an seinen Plänen festhalten wird.