AS FRIENDS RUST

Foto© by AS FRIENDS RUST

Gütesiegel Gainesville

AS FRIENDS RUST veröffentlichen das zweite Album in ihrer Bandgeschichte und wollen nicht mehr die Throwback-Band mit einer Handvoll alter Songs sein. Ein paar Fragen an Frontmann Damien Moyal.

Ich kenne eine Menge Leute, die sich sehr auf „Any Joy“ freuen! Mehr als zwanzig Jahre nach „Won“ steht ihr kurz davor, euer zweites Album rauszubringen. Wenn man bedenkt, dass ihr bereits 2011 mit der Arbeit daran begonnen habt, warum ist jetzt der perfekte Zeitpunkt?

Wir haben damals zwar mit neuem Material angefangen, aber ich würde sagen, dass der Großteil des Albums aus Songs besteht, die erst in den letzten Jahren geschrieben wurden. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Wohnorte der Bandmitglieder und anderen Verpflichtungen im Leben haben wir uns tatsächlich ziemlich langsam bewegt. Wir wollten, dass es auf organische Weise dann passiert, wenn es Sinn macht. Schließlich merkten wir 2019 oder 2020, dass wir nun die Energie und genug Songs zur Auswahl hatten, so dass es sich richtig anfühlte.

Was war die größte Herausforderung bei der Produktion von „Any Joy“ und das an so vielen verschiedenen Orten? War das ursprünglich so geplant oder lag es einfach an Corona? Konntet ihr sogar irgendwelche Vorteile an dieser Art zu produzieren feststellen?
Ursprünglich hatten wir natürlich gehofft, gemeinsam aufnehmen zu können. Als wir beginnen wollten, fühlten wir uns so sicher mit unseren eigenen Fähigkeiten bei Aufnahme und Bearbeitung, dass es uns tatsächlich unnötig erschien, Studiozeit zu buchen. Stattdessen haben wir uns auf die Vorproduktion und einen wirklich guten Mix konzentriert, was mit James Paul Wisner an Bord ziemlich einfach ist. Der Nachteil an dieser Herangehensweise war wirklich nur die Erfahrung – es ist schön, in einem Raum zu sein und zu sehen, wie alles zusammen zum Leben erwacht. Aber die Vorteile sind ziemlich groß. Man ist zeitlich nicht eingeschränkt, kann also einen Teil aufnehmen, sich damit beschäftigen und jederzeit wieder loslegen, um ihn erneut aufzunehmen. Und da wir die Rohabmischungen selbst gemacht haben, konnten wir unsere Produktionsideen profund festhalten, lange bevor wir etwas zum finalen Abmischen geschickt haben.

Wie hat der Tod von Kaleb im Jahr 2021 den kreativen Prozess beeinflusst, hat er überhaupt eine Rolle gespielt?
Das ist eine schwer zu beantwortende Frage. Wir haben uns 2019 von Kaleb getrennt, etwa eineinhalb Jahre vor seinem Tod. Die Dynamik hatte sich auf eine Weise verändert, dass unsere Zusammenarbeit nicht mehr funktionierte, zusätzlich wurden seine Soloprojekte immer erfolgreicher. Aber wir haben nie versucht, ihn durch jemanden auf Dauer zu ersetzen und haben es auch jetzt nicht getan. Er hat nie aufgehört, Mitglied von AS FRIENDS RUST zu sein, zumindest geistig. Für immer unser Bruder. Wir waren immer noch Freunde, es war schwierig, ohne ihn weiterzumachen, und ich weiß, dass es für ihn schwierig war zu sehen, wie wir weitermachten. Die beiden Songs, die wir 2020 aufgenommen haben, sind ohne ihn entstanden und er war bereits gestorben, als wir das Album aufnahmen. Ich denke, dass sein Tod auf unerwartete Weise in das neue Album eingeflossen ist. Wie kurz das Leben ist, wird im Eröffnungstrack „Final form“ thematisiert und es steckt eine gewisse Sentimentalität in „See us now“, das ziemlich direkt von Erinnerungen an gemeinsame Reisen inspiriert wurde. Das Album ist Kaleb gewidmet, und wir haben während der Arbeit oft darüber gesprochen, wie sehr er bestimmte Teile lieben oder hassen würde.

Was würde der Damien von 1996 über die Entwicklung der Band über die Jahre und Jahrzehnte hinweg denken? Wenn du zurückblickst, gibt es Dinge, die du nicht wieder auf die gleiche Weise machen würdest?
Als die Band gegründet wurde, wollte ich unbedingt etwas Melodischeres machen – in der Art von DAG NASTY, GORILLA BISCUITS, SAMIAM. Aber weil ich eben ein Screamer war – ich war damals immer noch aktiv als Frontmann von BIRD OF ILL OMEN und ­CULTURE –, fiel es mir schwer, den Schreigesang komplett hinter mir zu lassen. Auf unserer Debüt-EP „Fists Of Time“ von 1998 wird also noch viel geschrien, aber am besten gefielen mir immer die sauberen, schnelleren Parts. In den kommenden Jahren hörte ich dann ganz mit dem Schreien auf und konzentrierte mich mehr auf die Klarheit und die Erzählung. In dieser Hinsicht denke ich, dass der Damien von 1996 diese neue Platte lieben würde, selbst wenn er sich stimmlich noch nicht so wohl fühlen würde. Mit Ausnahme einiger weniger Momente auf „Won“ bin ich mit der Entwicklung der Band sehr zufrieden und ich finde es absolut toll, wie wir 2023 klingen.

Angesichts der Tatsache, dass es seit einiger Zeit eine Retrowelle zu geben scheint: Was ist schlecht an Nostalgie in dieser Welt voller Krisen? Kann Nostalgie nicht auch tröstlich sein?
Es gibt ein Sprichwort, das ungefähr so lautet: „Es ist in Ordnung zurückzublicken, aber es ist besser, nicht zu starren.“ Ich denke, dass Nostalgie an sich harmlos ist. Es ist ganz natürlich, dass wir angenehme Erfahrungen noch einmal durchleben wollen oder uns manchmal emotional in die Vergangenheit zurückversetzen. Aber bleib nicht dort. Lebe nicht dort. Ich finde es toll, dass die Leute immer noch kommen, um uns zu sehen, wenn wir alte Songs spielen, die für sie an bestimmten Punkten ihres Lebens wichtig waren. Sie wollen das wieder spüren und wir möchten das ja auch, am liebsten gemeinsam. Aber während die jahrelangen Throwback-Shows ein Riesenspaß waren, geht es bei AS FRIENDS RUST eben nicht nur um eine Handvoll alter Songs. Es steckt mehr in uns und ich denke, dass wir im Jahr 2023 mehr Sinn machen als je zuvor. Es ist großartig, wenn die vertrauten Sachen jemanden dazu bringen, unsere neue Platte zu hören, aber ich denke, es wird der frische Wind sein, die sie auf dem Plattenspieler hält.