Die Pandemie hat APHYXION nicht in die Karten gespielt. Etwa ein halbes Jahr vorher veröffentlichte die dänische Band ihr Album „Void“ und hatte Tourpläne, die pandemisch bedingt verworfen werden mussten. „Das Einzige, was uns übrig blieb, war, ins Studio zu gehen und neue Musik zu schreiben“, resümiert Bassist Jais Jessen die Entstehung des aktuellen Albums „Ad Astra“.
Wir hatten wirklich viel Material, über das wir schreiben konnten. Jetzt sind wir sehr stolz auf das, was wir zusammengetragen haben.“ Mit der Tour hat es 2023 endlich auch geklappt. In Deutschland waren APHYXION als Support von CHAOSBAY zu sehen. Die Connection zu der deutschen Band entstand über das gemeinsame Label Circular Wave, wie Jais erzählt: „Als das Album fertig aufgenommen war, haben wir überlegt, ob wir Features gebrauchen könnten. Wir hatten das bisher noch nie gemacht, aber bei ‚Oceans of time‘ hatten wir das Gefühl, dass dem Song noch etwas fehlt. Wir haben mit unserem A&R-Manager darüber gesprochen und der hat den Kontakt zu Jan von CHAOSBAY hergestellt. Er kam also von Berlin nach Kopenhagen geflogen und hat auch das Video mit uns gedreht. Wahrscheinlich fand er uns auch cool und deshalb haben wir es auf die Tour geschafft, haha.“
Zusammenhalt
Anfang des Jahres waren APHYXION in Dänemark unterwegs. Unter dem Banner „Prime is coming“ tourten sie mit GHOST IRIS, THE INTERBEING und drei weiteren dänischen Bands, die alle von Prime Collective, einer dänischen Künstleragentur, vertreten werden. „Es war unfassbar, wieder vor so vielen Leuten zu spielen, die teilweise unsere Songs mitsingen konnten. Darüber hinaus haben wir lange keine anderen Musiker mehr getroffen. Wir waren ja komplett isoliert und mussten warten, bis das Ganze vorüber geht. Der Austausch fehlte uns sehr.“ Dass es so eine enge Vernetzung innerhalb der dänischen Metal-Szene gibt, liegt auch daran, dass sie so klein ist, so Jais. Gerade deswegen ist der Kontakt mit anderen Bands so wichtig. Schon zu Beginn ihrer Karriere zählten lokale Bands zu den Vorbildern, zu denen APHYXION aufblickten.
„Natürlich gab es Bands, die so klangen, wie wir auch gerne klingen wollten. Aber was uns wirklich angetrieben hat, waren die Acts bei uns in der Region. Je näher am Zuhause, desto erreichbarer fühlte es sich an. Ich erinnere mich noch daran, als wir zwölf, dreizehn Jahre alt waren. Damals haben wir Sachen wie ‚Smells like teen spirit‘ gecovert oder uns an den Songs von DIMMU BORGIR versucht, was wirklich spaßig war. Es gab bei uns in der Stadt einen Gitarristen, der alle METALLICA-Songs spielen konnte und das hat uns total fasziniert. Damals war alles so beeindruckend für uns und wir haben öfter andere Bands gefragt, ob wir ihnen beim Proben zuschauen können. Stell dir vor, wie wir in der Ecke standen, lange Haare, Zahnspangen, und ganz fasziniert waren. Ich glaube, das hat etwas in uns bewirkt und uns Sicherheit gegeben, dass wir etwas erreichen können. Zu sehen, dass Bands aus unserer Szene Erfolg haben und coole Dinge machen, ist unfassbar inspirierend. Wir freuen uns für die anderen, das macht den Spirit hier aus.“
Auch an dieser Stelle setzt das Prime Collective an, das von SIAMESE-Sänger Mirza Radonjica geleitet wird. „Das Team ist sehr ambitioniert, etwas für diese Szene zu tun und nicht für sich selbst. Es ist großartig, dass sich dadurch die Möglichkeit ergibt, auch in andere Länder zu kommen. Wir sind Dänen, nicht Schweden. Alles, was aus Schweden kommt, hat eine ganz andere Reputation.“
Für Konkurrenzdenken und Neid ist in der dänischen Metal-Szene kein Platz. Dabei hätten viele Bands Grund dazu, APHYXION zu beneiden. Denn 2017 supporteten sie keine Geringeren als METALLICA in der Royal Arena, Kopenhagen. „Es war total verrückt“, sagt Jais. „METALLICA sollten vier Konzerte spielen und am dritten Abend verlor James Hetfield seine Stimme. Also wurde der vierte Termin, bei dem wir hätten dabei sein dürfen, abgesagt, weil Hetfield ausfiel.“ Das war natürlich extrem frustrierend für APHYXION. „Wir hatten unfassbar viel Energie in die Vorbereitung gesteckt, weil wir wollten, dass es etwas Besonderes wird, und uns eigens ein Team zusammengebastelt.“ Einen Monat später konnte das Event aber nachgeholt werden und die emotionale Achterbahnfahrt fand ein Ende.
Zwischen den Szenen
Auch auf „Ad Astra“ versuchen sich APHYXION an einer Mixtur aus Metal und Metalcore. Wobei alle Genregrenzen immer irrelevanter werden, wie auch Jais befindet. „Für uns ist es am Ende völlig egal, in welche Kategorie man uns steckt. Ich erinnere mich noch, dass viele Metalheads total desorientiert waren, als ATTACK ATTACK! damals auftauchten. Das war für viele verwirrend. Ich mag speziell KILLSWITCH ENGAGE, die auch irgendwie Metal und Metalcore verbinden. Was die Fans betrifft, gibt es, glaube ich, immer noch eine gewisse elitäre Vorstellung davon, was richtig ist und was nicht. Aber ich glaube, das nimmt ab. Die Fans werden offener. Außerdem denke ich, je mehr Musik erscheint, desto mehr fallen die Genregrenzen. Der HipHop verwendet heutzutage ganz selbstverständlich Punk-Elemente. Und auch die Metal-Szene öffnet sich zunehmend.“
Was den Release von „Ad Astra“ betrifft, wünscht sich Jais von allen, die bereits Fans der Band sind, erst mal die drei Tracks mit den Features auszuchecken. „Wir wollten neue Sounds erforschen und ich habe das Gefühl, dass diese Tracks etwas haben, das es in unserer Musik vorher nicht gab. Ich würde allen Fans empfehlen, diese Stücke zuerst zu hören, um zu sehen, was sie davon halten. Versteh mich nicht falsch, die Songs sind alle gut, doch diese spezielle Mischung erscheint mir am interessantesten und hebt sie auf ein neues Level. Was nun diejenigen betrifft, die APHYXION bislang nicht kennen: Zieht euch das komplette Album rein und lauft dazu eine Runde!“
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