ANGRY YOUTH ELITE

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Ruhrpott riot

Fleißig waren sie, die vier Herren aus dem Ruhrpott: Nach ihrem 2018er Debütalbum legen ANGRY YOUTH ELITE nun mit „All Riot“ ihr brandneues Werk vor und präsentieren darauf flotten Skatepunk, der einen direkt in die wilden Neunziger zurückkatapultiert, als Epitaph und Fat Wreck noch das Maß aller Dinge waren. Doch wer dabei an bloße Nostalgie denkt, der irrt: Warum sich Erwachsenwerden, Familienleben, aber auch globale Krisenstimmung 2023 immer noch wunderbar in Punkrock-Songs verpacken lassen, verraten uns Sänger und Bassist Charly sowie Schlagzeuger Markus.

Neue Besetzung, neues Label, neues Album – 2023 scheint ein ziemlich gutes Jahr für euch zu sein. Wie wollt ihr das noch toppen?

Markus: 2023 läuft jedenfalls schon richtig super. Wir sind vor allem sehr froh, dass unser zweites Album „All Riot“ nun endlich das Licht der Welt erblickt. Durch den ganzen Quatsch mit der Pandemie, einer ganzen Reihe privater Turbulenzen und der Verlängerung der Produktionszeiten hat der Release dann doch etwas länger gedauert, als wir zuvor geplant hatten. Getoppt wird das Ganze hoffentlich von unserer Tour im Herbst, auf die wir uns extrem freuen.

Das neue Album erscheint nun auf Bakraufarfita Records, wie kam es dazu?
Charly: Die lieben Menschen von Bakraufarfita kennen wir schon eine halbe Ewigkeit. Wir haben mit unseren Vorgängerbands oft mit deren Bands zusammen gespielt, haben nach Konzerten mal bei Bönx gepennt und so weiter. Der Kontakt besteht daher schon seit Jahren und da war auch immer eine große Sympathie.
Markus: Unser erstes Album kam ja auf dem Hamburger Label Sportklub Rotterdam raus und im Herzen sind wir ja treue Seelen. Da der Sportklub aber derzeit auf Eis liegt, haben wir mit ein paar anderen Labels gesprochen. Bei Fö, Dennis und Bönx fühlen wir uns jedenfalls total wohl. Die Jungs leben die ganze DIY-Sache so sehr wie wir, haben die gleichen Ansichten und Bock auf unseren Sound.

In Zeiten von Krieg, Klimawandel, Pandemie und zunehmender sozialer Ungerechtigkeit gibt es wahrlich genügend Inspiration für neue Songs. Doch was macht „All Riot“ inhaltlich aus, was hat euch beim Schreiben des neuen Albums beschäftigt?
Markus: In der Tat ist das neue Album extrem persönlich geworden. Die Krisen und gesellschaftlichen Verschiebungen haben einen so starken Einfluss auf uns und unser Leben, dass wir das Ganze in unseren Songs verarbeiten mussten. In der Band haben wir neun Kinder von drei Vätern, jeder hat seinen Job und so weiter. Wir haben einfach mittlerweile nicht mehr eine so unbeschwerte Sicht auf die Dinge wie noch vor 15 Jahren. Da brennen uns einfach zu viele Themen auf den Fingernägeln. Es kann einfach kein „Weiter so“ geben.
Charly: Kein „Weiter so“ gab es auch inmitten der Pandemie bei unserem engen Freund und Gitarristen. Irgendwann nach dem ersten Lockdown klingelte das Telefon – er war total am Boden und konnte nicht mehr. Die Alkoholsucht hatte zugeschlagen und wir fielen komplett aus allen Wolken, weil wir als langjährige Freunde diese Krankheit nicht haben kommen sehen. Er hat sich dann direkt Hilfe gesucht, weiß nun, wie er zukünftig damit umgehen und seinen täglichen Kampf ausfechten muss. Als Band hat uns das jedoch erst recht zusammengeschweißt und definitiv unser Songwriting für das Album beeinflusst. So ist der Song „Don’t bring me down“ entstanden.

Elf Songs in 25 Minuten sind auf jeden Fall eine Ansage und zeigen, dass ihr nicht lange fackelt.
Charly: Tja, wir sind halt keine zwanzig mehr und somit nur noch für die Kurzstrecke geeignet. Spaß beiseite: Wir versuchen, in unseren Songs eine Geschichte zu erzählen, und wenn wir der Meinung sind, alles ist gesagt, hören wir eben auf. Da kann es durchaus schon mal sein, dass ein Lied nach 1:20 Minuten endet.
Markus: Man muss auch sagen, dass sich die Hörgewohnheiten stark geändert haben. In Zeiten von Streaming und Co. skippen viele Hörer:innen direkt weiter, wenn sie nicht während der ersten Sekunden von einem Song gefesselt werden. Das geht mir ja sogar selbst manchmal so. Wir versuchen, mit unseren Songs einfach direkt auf den Punkt zu kommen, das ist für mich typisch Punkrock.

Während man nach dem großen Hype bis Anfang der Zweitausender zwischenzeitlich den Eindruck hatte, dass das Ganze wieder etwas abebbt, erleben Melodycore und Skatepunk seit einiger Zeit ein echtes Revival. Wie erklärt ihr euch das?
Charly: Ja, viele Bands aus der Zeit sind wieder am Start oder immer noch da. Einige haben sich weiterentwickelt, sind erwachsen geworden, andere haben mit Melodycore einfach weitergemacht. Ein Erklärungsversuch könnte sein, dass das Publikum, also die Generation 35+, mittlerweile wieder Zeit für Musik und Bands findet. Der Nachwuchs ist nun groß genug oder man ist im Job gefestigt, also kann man endlich wieder ausgiebig Punkrock-Shows besuchen.
Markus: Es ist ja immer irgendwie ein Auf und Ab, doch für uns ist dieses Genre immer gleichermaßen relevant geblieben. Deswegen möchten wir diese Spielart des Punkrock auch in die Gegenwart transportieren und einen zeitgemäßen Mix abliefern. Es kommen aber auch viele gute neue Bands dazu. Natürlich ist es immer noch cool, sich die großen Konzerte von NOFX und BAD RELIGION anzuschauen, und viele ältere Fans gehen auch ganz gewiss dorthin, um ein wenig die vergangenen Zeiten abzufeiern. So wie unsere Eltern früher zu einem SMOKIE-Konzert gegangen sind, haha. Ich würde mir nur wünschen, dass alle Skatepunk-Fans – so wie früher – auch wieder neue Bands entdecken wollen und sie abfeiern. Nur so kann es auch in Zukunft noch mal ein Revival geben.

Schauen wir nach vorne: Wo soll die Reise mit dem neuen Album im Gepäck nun hingehen? Ich denke mal, Punk Rock Holiday und Brakrock lassen grüßen ...
Markus: Klar, unsere Musik ist für die Bühne gedacht. Wir machen jetzt erst mal unsere Release-Tour und werden versuchen, an möglichst vielen Steckdosen der Republik halt zu machen. Das Ganze fängt mit der Record-Release-Show am 15.09. in Essen an und geht dann ab Oktober in vielen großen Städten weiter.
Charly: Festivals wird es wohl erst in 2024 geben. Über oben genannte würden wir uns natürlich wie ein paar Schneekönige freuen. Beim Schreiben des neuen Albums haben wir aber auch noch ein paar zusätzliche Songs fertig produziert. Wir können also schon verraten, dass es nächstes Jahr noch eine EP geben wird. Es bleibt spannend!