Mit Steff und Bulli reden wir über das aktuelle Album „Ästhetik des Widerstands“ und klären, warum man auch als Deutschpunk-Band wachsen darf und muss. Das ganze Interview könnt ihr ungekürzt auch in FUZECast-Folge 115 hören – überall, wo es Podcasts gibt.
Wie geht es euch mit dem baldigen Erscheinen eures neuen Albums?
Steff: Wir sind froh und erleichtert. Wir hatten ja bei diesem Album so viel Zeit wie noch nie. Normalerweise nehmen wir die Alben immer zwischen Touren und Konzerten auf, sind dann zwischendurch ins Studio gegangen. Es war immer was drumherum, man war immer auch mit anderen Sachen beschäftigt und auch mal abgelenkt. Die Pandemie spielte uns da zeitlich gesehen ganz gut in die Karten. Eigentlich hatten wir geplant, zu unserem zwanzigjährigem Jubiläum viel zu spielen und ein Festival zu machen, irgendwann war klar, dass das alles ausfallen wird und wir die Zeit haben werden, uns komplett auf das Album zu konzentrieren.
Würdet ihr im Vergleich zu den alten Alben sagen, dass hier jetzt noch so ein letzter Schliff hinzugekommen ist, den man früher mal wegen Zeitmangel weggelassen und die Songs einfach veröffentlicht hat?
Bulli: Eigentlich war das Album fertig und dann haben wir erst das Studio gebucht. Das lief früher auch anders, haha! Da hatten wir vielleicht drei Wochen Zeit und dann musste das Album bis zum Studiotermin fertig sein. Das war jetzt nicht so. Ich finde, das hört man auch. Egal, wie viel Bock das macht, wenn man von Tour wiederkommt, ist man erstmal durch. Heute brauche ich Urlaub von der Tour, früher war die Tour der Urlaub, haha! Liegt vielleicht auch am Alter ...
Steff: Wir waren auch schneller zufrieden. Da hat man nen Song fertig gemacht und wenig herumexperimentiert. Einfach weil die Zeit nicht da war. Wir haben da auch Ideen komplett verworfen oder sind zur Ursprungsidee wieder zurückgekehrt, weil die einfach am besten war. Aber wir haben auch Songs, die jetzt in einem ganz anderen Gewand erscheinen als ursprünglich im Anfangsstadium. So viel experimentiert haben wir in der Vergangenheit nie.
Habt ihr euch auch selber überrascht, dass ihr jetzt Sachen zugelassen habt, die ihr vielleicht früher gar nicht zugelassen hättet?
Steff: Da wir das Ganze ja offen halten wollten, bin ich jetzt nicht überrascht, aber positiv begeistert. Das hätte es früher halt nicht gegeben, dass ein Song mal langsam oder poppig ist. Für manche Ohren ist es vielleicht nicht mehr der rauhe Punk Sound, den wir früher gemacht haben, aber wir wollten auch als Band nicht auf der Stelle treten. Uns gibt es seit zwanzig Jahren, wir haben einen Wiedererkennungswert, den wir auch nicht verlieren wollten. Aber wir wollten auch einen Schritt weitergehen und mal nach links oder rechts schauen. Wir haben ja auch immer noch schnelle Songs, Bulli hat ja auch „Kein Mensch ist illegal“ geschrieben, dreißig Sekunden, aber eben auch eine Ballade wie „Hoffnung“. So was hätten wir damals als Band nicht abgesegnet.
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