8 KALACAS

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Kein happy Ska

Wenn eine Ska-Formation im Fuze auftaucht, dann ist es meist eine besondere Band. Warum 8 KALACAS aus Orange County in Kalifornien durch alle Raster fallen, warum eine Ska-Band auf einem Metal-Label unterschreibt und vieles mehr erklärt uns Trompeter Chorizo.

Als ich eure Platte zum ersten Mal hörte, musste ich an die Neunziger Jahre denken, an Bands wie etwa VOODOO GLOW SKULLS, die in ihre Punk-Songs immer öfter Bläser integrierten. Ich frage mich, ob die Ära dieser Ska-Punk-Bands irgendeinen Einfluss auf euren Sound hatten?

Ich würde nicht sagen, dass die Ska-Punk-Welle der Neunziger besonders prägend war für den Sound, den wir zu erreichen versuchen. Wir waren immer sehr hartnäckig, um sicherzustellen, dass wir nicht wie zu viele andere Bands klingen, die eine ähnliche Zusammensetzung wie unsere Band haben. Wir haben versucht, das zu erreichen, indem wir mehr Metal-, Cumbia-, Funky- und Latin-Wurzeln in unsere Musik einfließen ließen. Wir sind mit Bands wie VOODOO GLOW SKULLS aufgewachsen, und obwohl ihre Musik großartig ist und ich sie als gute Freunde von uns betrachte, würde ich nicht sagen, dass sie die Musik, die wir machen, beeinflusst haben.

Mit welcher Musik seid ihr groß geworden? Wie wichtig war der Einfluss von Ska und mexikanischen und lateinamerikanischen Klängen in eurer Jugend?
Wir sind alle mit einer großen Bandbreite an Musik aufgewachsen. Metal ist wahrscheinlich das, was wir als Band alle gemeinsam haben. Wir waren zusammen auf Konzerten von SYSTEM OF A DOWN, auf Festivals mit SLIPKNOT und wir lieben diese Energie, die darin steckt. Wenn es jedoch um unsere lateinamerikanischen Wurzeln geht, sind wir große Fans von Latino-Rockbands wie SODA STEREO, Cumbia-Bands wie CELSO PIÑA, spanischsprachigen Ska-Bands wie LOS FABULOSOS CADILLACS und gelegentlich in betrunkenen Partynächten sogar Mariachi.

Aus meiner Sicht – ich bin Europäer – bestanden Bands, die Ska und Punk kombiniert haben, bislang mit wenigen Ausnahmen aus weißen Jungs. Was hältst du von Leuten, die Anleihen bei der Ska/Latin-Musik nehmen, ohne eine direkte Verbindung zu dieser Gemeinschaft zu haben?
Meiner Meinung nach ist es nicht verkehrt, eine Kultur zu imitieren, um dem Musikstil, den man liebt, zu huldigen. Ich höre viele osteuropäische Bands und liebe die Tonarten, mit denen sie dort arbeiten, also spiele ich manchmal gerne mit diesem Stil herum und habe Spaß an einem neuen Sound. Ich denke aber, dass es sehr wichtig ist, dass man, wenn man diesen Stil verwendet, ihm auch die gebührende Anerkennung zollt und nicht versucht, ihn als einen Sound zu übernehmen, den man selbst „kreiert“ hat. Benenne deine Einflüsse und sorge dafür, dass gute Musik an alle weitergegeben wird.

In eurem Sound gibt es auch viele Metal-Einflüsse. Wie reagieren die Leute auf euren Sound, wenn sie eure Musik zum ersten Mal hören? Und was denkst du, wer reagiert am aufgeschlossensten? Metalheads, Punks oder Ska-Fans?
Um ehrlich zu sein, haben wir mit allen Communities gute Erfahrungen gemacht. Egal, vor welchem Publikum wir spielen, die Fans reagieren immer anders auf unsere Musik. Metalheads und Punks sind in der Regel schockiert von den Bläsern und eingängigen Rhythmen, die in unseren Heavy-Stil einfließen, während Ska-Fans die wütende, rauhe Energie lieben, die sie bei uns erleben. Letztendlich sind wir sehr dankbar dafür, dass wir für so viele verschiedene Gruppen spielen können und trotzdem irgendwie dazu passen.

Ihr arbeitet mit einem Management und einem Label zusammen, die beide ihre Wurzeln in der Metal-Szene haben – habt ihr es euch zweimal überlegt, ob ihr bei ihnen unterschreibt? Nicht wegen der Leute, die dahinter stehen, sondern weil ihr so anders klingt als die anderen Bands, mit denen sie sonst arbeiten?
Als Band haben wir schon lange darüber gesprochen, dass wir uns neue Szenen erschließen wollen, um die Tatsache zu nutzen, dass wir mehr sind als bloß eine weitere Happy/2Tone-Ska-Band. Als sich die Chance bot, bei The Oracle Management und Atomic Fire einzusteigen, waren wir begeistert, Teil einer neuen Familie zu werden. Sie haben uns gut behandelt und Wege gefunden, unsere Musik mit der Musik, die sie lieben, zu verbinden, und das ist letztendlich genau die Art von Unterstützung, die wir gesucht haben, um zu wachsen.

Wie hat das Leben, wie hat die Politik der letzten Jahre eure Musik und euer Album beeinflusst?
Als Band, die entweder aus direkten Einwanderern oder Nachkommen von Einwanderern besteht, wird unser tägliches Leben stark von der Politik beeinflusst, die uns von der US-Regierung auferlegt wird. Wir singen oft darüber, wie es ist, von Polizisten ins Visier genommen zu werden, wie es ist, Grenzen zu Fuß zu überqueren, oder wie es ist, als jemand, der als „illegal“ bezeichnet wird, zu versuchen, einen anständigen Lohn zu verdienen. Das sind Dinge in unserer Musik, von denen wir hoffen, dass viele Leute sie nachempfinden können. Was die Platte angeht, denke ich, dass die politischen Maßnahmen während der Pandemie alle Musiker in ähnlicher Weise betroffen haben. Wir waren gerade bereit, unser Album zu veröffentlichen und in die Welt hinauszutragen, als alles stillgelegt wurde und wir gezwungen waren abzuwarten, bis sich die Situation gebessert hatte. Zum Glück haben wir in dieser Zeit Markus von Atomic Fire kennen gelernt, der uns die Möglichkeit eröffnete, unsere Reichweite zu vergrößern. Leider ging es nicht jeder Band so gut, so dass einige unserer engsten Freunde genötigt waren, ihre Leidenschaft für Musik aufzugeben, um trotz der Krise über die Runden zu kommen.