7 SECONDS - das ist eine jener Bands, die man gerne mal mit dem Attribut "legendär" belegt, und in der Tat, ihre frühen Platten "The Crew" und "Walk Together, Rock Together" sowie das seinerzeit nicht unumstrittene Album "New Wind" sind schon Sachen, die man im Schrank stehen haben sollte. Kevin Seconds, der Kopf der 7 SECONDS und "Erfinder" jenes Stils, der seinerzeit als "Posicore" bezeichnet wurde, beantwortete angesichts des neuen, durchaus an die alten Zeitren schliessenden Albums "Good To Go" die drängendsten Fragen.
Dieses Mal scheinen 7 SECONDS wirklich wieder "da" zu sein: Das neue Album klingt, als würde es in direkter Tradition eurer Klassiker stehen. Was ist deine Meinung dazu?
Das ist für uns kein Thema. Wir spielen zur Zeit einfach wieder gern schnelle, lustige und melodische Musik und so kam das neue Album zustande. Wir haben uns nicht großartig Gedanken darüber gemacht, wie die neuen Songs klingen werden, wir haben sie einfach eingespielt.
Ihr seid jetzt auf dem Independent-Label Side1Dummy in den USA bzw. auf Destiny in Europa, nachdem ihr euer letztes Album auf einem Major veröffentlicht habt. Wie kam es dazu und wie steht ihr zu Major-Labels?
Wir stehen nicht so sehr auf Majors. Unsere Erfahrung mit einem Major-Label war zwar nicht so schlecht, wie sie hätte sein können, aber wir sind viel glücklicher damit, auf einem Label wie Side1Dummy zu sein. Sie sind großartig!
7 SECONDS gehörten zusammen mit MINOR THREAT und YOUTH BRIGADE zur ersten Generation von US-Hardcore-Bands. Habt ihr noch Kontakt zu den Leuten von damals, wie Dischord und BYO?
Wir stehen immer noch in Kontakt mit vielen Leuten von damals und sind gute Freunde. Ich versuche, nicht zu viel an früher zu denken. Ich bin glücklich darüber, ein Teil einer so großartigen Ära des Hardcore gewesen zu sein, mag aber nicht zu viel darüber nachdenken. Es ist besser, nach vorne zu schauen.
7 SECONDS waren eine Band, die immer auch mit Straight Edge in Verbindung gebracht wurde. Was hältst du davon, was aus dieser Idee geworden ist? Ich meine, sehr viele SE-Bands heutzutage spielen Metal und keinen Hardcore, und manche fördern sogar Ansichten, die gegen Abtreibung sind oder befürworten die Todesstrafe, etc. Fühlst du dich dafür in irgendeiner Weise "verantwortlich"?
Also erstmal waren 7 SECONDS nie eine Straight Edge-Band. Ich persönlich trinke zwar keinen Alkohol, rauche nicht und nehme keine Drogen, aber wir haben uns niemals selbst als "straight edge" bezeichnet oder jemals darüber gepredigt, wie das viele Bands tun und taten. Abgesehen davon: Ich bin gegen die Todesstrafe und kann Metal nicht ausstehen.
Die Band hat immer existiert, obwohl es von Ende der 80er bis Anfang der 90er so aussah, als wären euch eure anderen Bands wichtiger. Sind DROP ACID und die Solo-Projekte immer noch aktuell?
DROP ACID und die anderen Solo-Projekte waren mir nie wichtiger als 7 SECONDS. Sie waren nur etwas anderes. Ich mache immer noch meinen Solo-Kram und habe zusammen mit meiner Frau Allyson eine Band namens GO NATIONAL. Ich habe einfach gern was zu tun und mache immer was, wenn 7 SECONDS eine Pause einlegen.
Deine Texte haben heute wie damals eine ziemlich positive "Message". Hast du noch nie den Drang verspürt hast, wirklich negative, dunkle Texte zu schreiben?
Nicht wirklich. Aber ich glaube, die Leute wären überrascht, wenn sie wüßten, dass einige der Texte, die positiv wirken, überhaupt nicht positiv sind...
Ihr hattet immer ein sehr stabiles Line-Up bestehend aus Kevin, Troy & Steve, aber der zweite Gitarrist wurde immer wieder ausgewechselt. Wer ist der Neue?
Der neue Gitarrist ist eigentlich ein alter. Er heißt Bobby Adams und spielte vor ein paar Jahren mit uns und ist der Gitarrist auf den Alben "Ourselves" und "Out The Shizzy".
Wie fühlt man sich, wenn man immer noch vor Teenagern spielt und selbst 20 Jahre älter ist als viele von ihnen - wenn man erkennt, dass die Leute, die zu euren ersten Shows kamen, mittlerweile wahrscheinlich überhaupt nichts mehr mit der Szene zu tun haben, während man selbst weitergemacht hat?
Ich fühle mich wohl. Es macht mir nichts aus. Es ist die Jugend, die die Szene am Leben erhält und frischen Wind reinbringt. Außerdem schaffe ich es, bei Shows genug alte Säcke wie mich zu sehen, die mich bei Laune halten.
Wo siehst du heutzutage die soziale Relevanz von Punk/Hardcore?
Ich bin mir nicht sicher. Die Gewichtung von sozialen Themen ist heute ganz anders und wahrscheinlich viel abgeschwächter, als es einmal war. Hier in den USA war Punkrock als eine ziemlich normale Subkultur relativ akzeptiert, der Schockeffekt ist abgenutzt, daher bin ich mir nicht sicher, wieviel Relevanz es hat, aber es ist gut, dass Bands es immer noch versuchen. Wir machen weiter wie bisher, denn es ist uns wichtig, unsere "Message" unter die Leute zu bringen.
Was sind zur Zeit deine Lieblingsbands? Es müssen nicht unbedingt Punkbands sein...
Ich mag gerne H20, AVAIL, eine Band aus Sacramento namens THE KNOCKOFFS, WU TANG CLAN, IMPERIAL TEEN. Ich mag Elliot Smith, Tom Waits und Will Oldham. Es sind viel zu viele, um sie alle aufzuzählen.
Ihr habt gerade eure Europa-Tour abgesagt, was ist passiert? Kommt ihr dafür später noch nach Europa?
Meiner Kehle geht es gar nicht gut, ich habe wohl zuviel gebrüllt auf der Warped-Tour hier in den Staaten, und ich muß länger pausieren, um meine Stimmbänder ausheilen zu lassen. Ich gehe sogar hin und wieder zum Arzt deswegen. Aber wir planen, bald wieder nach Europa zu kommen. Es ist schon viel zu lange her, seit wir das letzte Mal da waren.
Joachim Hiller & David Häussinger
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