T. REX und ihr Sänger Marc Bolan traten bereits im Jahr 1971 mit der Single „Jeepster“ in mein Leben. Wie bei fast allen Tracks aus dieser Zeit saß ich mit meinem kleinen Tape-Recorder und externen Mikrofon vor der Box des Uralt-Radios meiner Eltern, hörte „Diskothek im WDR“ mit Mal Sondock und drückte voller Euphorie auf Play/Rec., während ich alle Anwesenden mit erhobenem Zeigefinger zum Schweigen brachte. Nach getätigtem Mitschnitt war ich der Überzeugung, dass dieses die geilsten Aufnahmen der Welt waren. Genauso geil waren T. REX mit Bolans geradezu sanftem, dennoch lasziven Gesang, welcher immer wieder in kurzen, kehligen Eruptionen deutlich machte, dass wir es hier mit einem echten Frontmann und Rocker zu tun hatten. Dazu kamen ein Händchen für Evergreens („Get it on“, „Metal guru“, „Telegram Sam“, „20th century boy“) sowie die Tatsache, dass Bolan ein begnadeter Gitarrist war. Weiteres Alleinstellungsmerkmal der Band waren die von Produzent Tony Visconti eingesetzten Streicherarrangements, welche T. REX in ihrer erfolgreichsten Phase von 1970 bis 1973 einen unverwechselbaren Sound verliehen. Zudem hatte sich Bolan mit Mickey Finn bereits 1969 (als die Band noch TYRANNOSAURUS REX hieß) einen kongenialen Partner an Land gezogen, der Congas spielen konnte. Genug Zutaten also, um als Mitbegründer des Glamrock nachhaltig Eindruck zu hinterlassen. Höhepunkt dieser Zeit ist für mich das am 21. Juni 1972 erschienene Album „The Slider“. Neben den bereits erwähnten Hits „Telegram Sam“ (als Single im Januar 1972 veröffentlicht) und „Metal guru“ (Single im Mai 1972) bestechen besonders das unterschätzte „Rock on“, der Titeltrack und das extrem groovige „Baby strange“ mit einem berührenden Refrain und simplen, aber voll zündenden Gitarrensoli zum Ausklang des Songs. Insgesamt sind auf der Originalveröffentlichung 13 Tracks enthalten, von denen zum Beispiel „Mystic lady“ und „Ballrooms of Mars“ die softe Seite Bolans offenbaren, der hymnischen Balladen gegenüber nicht abgeneigt war. Unter dem Strich ist „The Slider“ ein von vorne bis hinten kompaktes und auch soundmäßig starkes Rock-Album, das wenig überraschend in diversen Editionen wiederveröffentlicht wurde. Allerdings rate ich allen Interessierten zum Original, denn hier gilt „No filler, just killer“. Bolan mag als Mastermind nicht immer einfach gewesen sein, aber er stand als Musiker und Komponist für sich, und T. REX wird auf immer sein Vermächtnis bleiben. Marc Bolan verstarb am 16. September 1977 bei einem Autounfall in einem Vorort Londons kurz vor seinem dreißigsten Geburtstag. Seine damalige Freundin Gloria Jones, die den Wagen steuerte, überlebte schwer verletzt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #160 Februar/März 2022 und Stephan Zahni Müller