Ich mag keine Hollywood-Blockbuster, sondern schaue mir viel lieber Serien an. „Breaking Bad“ oder „Game of Thrones“ zum Beispiel. Ich lehne die großen Militär-Shooter ab und spiele stattdessen „The Witcher“ und „Mass Effect“. Die meisten Songs, die im Radio laufen, machen mich wahnsinnig – wenn ich Hardcore, Metal und Punk höre, fühle ich mich, als würde ich bei mir selbst ankommen. Warum das alles so ist, dafür gibt es laut DEFEATER-Gitarrist Jay Maas einen einfachen Grund, und dieser hat damit zu tun, wer man als Mensch ist. Wer also bin ich? Offensichtlich jemand, dem die Handlung wichtiger ist als große Explosionen. Einer, der lieber versucht, die Motive einer Figur zu verstehen, als sie abzuknallen. Jemand, der DEFEATER liebt, weil sie all das mit einigen der besten Modern-Hardcore-Songs verbinden, die das Genre je hervorgebracht hat, und damit eine so komplexe Geschichte erzählen, dass sie durchaus mit den besten Fernsehserien und Videospielen verglichen werden kann. Letztendlich ist „Letters Home“ ein vertonter Briefroman, der zwischen März 1943 und März 1945 spielt. Erzählt wird er aus der Sicht eines amerikanischen Soldaten – Sänger Derek Archambault verarbeitet hier auch die Erlebnisse seiner Großväter im Zweiten Weltkrieg. Die Geschichte entfaltet sich in chronologisch umgekehrter Reihenfolge, DEFEATER selbst orientieren sich musikalisch wieder eher an ihrem Debütalbum als am Vorgänger „Empty Days & Sleepless Nights“. Beeindruckend ist besonders der Fluss der zehn Songs: Obwohl man jeden einzelnen aufgrund großartiger Gänsehautmomente hervorheben könnte, funktioniert die Platte vor allem als Ganzes. „Letters Home“ zeigt eindrucksvoll, wie gut es DEFEATER inzwischen verstehen, eine wirkungsvolle musikalische Dramaturgie zu entwerfen. Selbst wer nicht auf die Texte achtet, profitiert deshalb von ihrer ausgefeilten Konstruktion. „I’ve got these words that I write, so if I don’t make it home, they’ll know they were always on my mind“, lässt Derek Archambault seine Hauptfigur einmal schreiben. Auch DEFEATER haben mit ihren Texten dafür gesorgt, dass man sich in der Hardcore-Szene immer an sie erinnern wird.
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