ZWISCHEN NACHT UND DUNKEL

Stephen King

„Der ,ernste Romanautor‘ sucht Antworten und Schlüssel zu seinem Selbst, der ,Unterhaltungsschriftsteller‘ sucht ein Publikum. Beide Typen von Autoren sind dabei aber in gleicher Weise selbstsüchtig“ hat Stephen King mal geschrieben, und gerne stecken ihn manche Menschen in letztere Kategorie, schimpfen ihn einen Fließbandschreiber, der nur trivialen Mainstream-Mist absondert.

Ja, Stephen King ist ein Unterhaltungsautor, aber ein guter, der mit seinen Romanen und Kurzgeschichten in den Köpfen seiner Leser wunderbare und nachhaltige Phantasiewelten erschafft. „[Meine Leser] zum Nachdenken zu bringen, während sie lesen, ist nicht mein Ding.

[...] ist die Erzählung gut genug [...] löst Denken die Gefühle ab, wenn die Story gelesen ist [...].“ schreibt er im Nachwort zu den vier Kurzgeschichten in „Zwischen Nacht und Dunkel“, die alle davon handeln, wie sich Menschen in bestimmten Situationen verhalten oder wozu sie fähig sind.

In „1922“ tötet ein Mann aus Stolz seine Frau, zusammen mit seinem 14-jährigen Sohn, was für beide unangenehme, immer wieder selbstverschuldete Konsequenzen hat. In „Big Driver“ übt eine Schriftstellerin Rache an einem Mann aus, der sie vergewaltigt hat, und muss dabei mit ihrer eigenen Definition von Gerechtigkeit klarkommen.

In „Faire Verlängerung“ bekommt ein Mann die Chance, seinen drohenden Tod abzuwenden, indem er sein Unglück auf einen anderen Menschen überträgt, und in „Eine gute Ehe“ entdeckt eine Frau nach 27 Jahren Ehe, dass ihr Mann ein Doppelleben als Serienmörder führt, und löst das Problem auf eigene Faust.

Typischer King-Stoff, das alles und unterm Strich „bloß“ gute Unterhaltung, nicht mehr, aber vor allem nicht weniger. Aber darüber Nachdenken kann man auch.