Das in Amsterdam ansässige Ensemble ALTIN GÜN schwimmt sich mit dem dritten Album frei vom Ethno-Kitsch, der frühere Alben prägte. Mehr und mehr Elektronik findet hier ihren Weg in den Bandsound, der Euro-Synthie-Pop der Achtziger mit psychedelischen Sprengseln aufhübscht und mit vielschichtigen, polyrhythmischen Arrangements versieht. Dennoch bleibt immer noch ausreichend Platz für die traditionelle anatolische Langhalslaute, von der das Soundbild über weite Strecken geprägt wird. Und trotz der erweiterten Bandbreite basieren ALTIN GÜN auch weiterhin auf Traditionen der anatolischen Folkmusik, wenn auch mit beinahe avantgardehaftem Experimentiertrieb die Grenzen des Machbaren immer wieder neu ausgelotet werden. Besonders spannend ist das, wenn exotische Instrumente wie das Ommnichord, eine elektrische Zither, den Bandsound erweitern, wie etwa beim sphärischen „Arda boylari“, einer der anrührendsten Nummern des Albums. „Yol“, das bedeutet „der Weg“, zeigt die Band auf einem erfreulichen Kurs; sie gehen neue Wege und bleiben sich dabei treu.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #143 April/Mai 2019 und Gereon Helmer
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #138 Juni/Juli 2018 und Andreas Michalke
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #154 Februar/März 2021 und Gereon Helmer