„You are now entering a PiL zone!“, wollte uns John Lydon kürzlich auf dem ersten neuen PiL-Album nach 20 Jahren weismachen, aber es war wohl eher seine markante Stimme als die schwammige, wenig bemerkenswerte Musik, die dieses Versprechen einlöste.
Wer schon immer das Gefühl hatte, dass die wahre Kreativzelle von PiL Multiinstrumentalist Keith Levene war, der bis 1983 die Band maßgeblich musikalisch prägte, bekommt mit „Yin & Yang“ jetzt eine verspätete Bestätigung dafür.
Darauf hat sich Levene mit seinem alten PiL-Kollegen Jah Wobble zusammengetan (der auf „Public Image – First Issue“, „Metal Box“ und „Paris Au Printemps“ dabei war) und spannt hier ziemlich smart und genreübergreifend den Bogen von Frühachtziger-Post-Punk zu zeitgenössischer Popmusik, stark geprägt von der Vorliebe der beiden für Dub, Jazz und Progrock.
Das Musikgeschäft mag nach ihrer Zeit bei PiL zu Levene und Wobble nicht immer wirklich gut gewesen sein, was ihnen möglicherweise eine Experimentierfreude und Bissigkeit bewahrt hat, die man bei Mr Lydon etwas vermisst.
Wer hier genau welche polaren Aspekte von Yin und Yang verkörpert, ist zwar nicht ganz klar, das Album insgesamt lebt auf jeden Fall von seiner stilistischen Gegensätzlichkeit und Abenteuerlust, was deutlich besser funktioniert als etwa bei Mark Stewarts aktuellem Album „The Politics Of Envy“, auf dem Levene ebenfalls zu hören ist.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #105 Dezember 2012/Januar 2013 und Thomas Kerpen