Eine neue LP mit ganz aktuellen Bezügen zur US-Präsidentenwahl, den von Polizisten ermordeten People Of Color und der „Black Lives Matter“-Bewegung gibt es von den alten Herren von PUBLIC ENEMY. Mit an Bord sind viele der großen Rapper, unter anderem Ice-T, CYPRESS HILL oder RUN DMC. Musikalisch kaum zu toppen und das Beste an HipHop, das ich wohl in den letzten zehn Jahren gehört habe. Textlich hängt man überwiegend in der Vergangenheit fest („Public Enemy number won“, „Fight the power 2020“) und schimpft auf Social Media, meint, früher war alles besser, weiß aber, dass sich politisch nichts gebessert hat, ganz im Gegenteil. Nur interessiert mich das? Nein. Die Geschichte der Band ist durchzogen von Antisemitismus und Rassismus, angefangen beim Abfeiern der „Nation Of Islam“ in den Neunzigern, deren Vorsitzender nach wie vor Israel für einen „Schurkenstaat“ hält und „Mischehen“ verbieten will. Dann gab es auch noch den Song „Swindler’s lust“, der in Anspielung auf den Film „Schindlers Liste“ antisemitische Klischees reproduziert hat, oder die früheren Aussagen des Mitglieds Professor Griff, dass „die Juden“ für den Großteil allen Übels auf der Welt verantwortlich seien. Deshalb wurde er damals von Chuck D. zwar rausgeworfen – Jahre später aber wieder aufgenommen. Die Band hat sich schließlich vor zwanzig Jahren nochmals von jeglichen Antisemitismus-Vorwürfen distanziert, Mastermind und Sänger Chuck D. unterstützt aber heute noch das Bündnis BDS, das Israel durch Boykotte wirtschaftlich, künstlerisch und politisch isolieren will. Und auch wenn er den jüdischen Politiker Bernie Sanders bei der Präsidentschaftskandidatur vor ein paar Monaten mit einem Auftritt unterstützte und auf der neuen LP mit den BEASTIE BOYS jüdische Musiker mit an Bord hat, zeigt es für mich nur, was in den USA alles unter einen Hut passt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und Ulf Imwiehe
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #58 Februar/März 2005 und Ulf Imwiehe
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #153 Dezember/Januar 2020 und Roman Eisner