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COLTER WALL

Western Swing & Waltzes

Ich bin wieder Kind, sitze gebannt vor dem Fernseher und schaue Gary Cooper zu, wie er in „Zwölf Uhr mittags“ die Ganoven klarmacht. Logischerweise wird das gesamte Szenario am folgenden Tag draußen mit meinen Freunden nachgespielt, genau wie „Nevada Smith“ mit Steve McQueen und „Die Leute von der Shiloh Ranch“. Mit Western bin ich groß geworden und wenig hat meine kindliche Fantasie so beflügeln können wie diese Filme. Bei diesem Album bin ich wieder genau dort. Ich setzte den Hut auf und stecke die Spielzeugpistole ein. Der Kanadier Colter Wall erzählt mit seinem Bariton die Geschichten dazu. Zehn Western-Balladen, teils traditionelle wie „Cowpoke“, geschrieben von Stan Jones, dessen bekannteste Version von Johnny Western stammen dürfte, das aber auch mal von den SUPERSUCKERS aufgenommen wurde. Fehlen darf in der illustren Reihe auch eines meiner absoluten Western-Lieblingsstücke nicht, „Big iron“ von Marty Robbins, das von Mike Ness einst schlimm gecovert, von Johnny Cash hingegen sensationell interpretiert wurde. Colter Wall käme für mich mit seiner Version direkt dahinter. In der gleichen Liga sind seine eigenen Songs wie der Titeltrack oder „Diamond Joe“ und „Rocky Mountain rangers“ zu sehen. Das ist alles ganz großes Western-Kino. Bei dieser Platte habe ich die ganze Zeit eine Textzeile des aus ganz anderer Richtung kommenden Gabi Delgado im Kopf: „Wenn der Sheriff reiten geht, reiten alle mit.“ Wer mitreiten will, kann sich auf dem großen Videokanal einmal Walls „Bunkhouse Sessions“ ansehen. Ich sattele derweil die Pferde.