Freunde hatten mir bereits von dem Buch vorgeschwärmt, bevor ich es in die Hände bekam. Und das zurecht, wie sich beim Lesen herausstellte. In diesem wirklich liebevoll aufgemachten Buch finden sich 24 Rezepte und 24 Geschichten aus dem Leben von Wam Kat, geboren 1955 in den Niederlanden und unter anderem Mitbegründer des niederländischen Kochkollektivs Rampenplan (was übersetzt Katastrophen(schutz)plan bedeutet).
Rampenplan kocht(e) meist für Großveranstaltungen, u.a. in Gorleben, wenn es wieder mal einen Castor-Transport gibt, in Rostock beim Protest gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm usw. Mittlerweile können bis zu 1000 Leute mit Essen versorgt werden, und die Idee ist, das Essen kostenlos auszugeben; aber wenn es geschmeckt hat, kann man gerne dafür spenden.
Und das Konzept funktioniert! Zentrales Anliegen von Wam Kat ist es, beim Kochen regionale und möglichst biologisch angebaute Produkte zu verwenden. Diese besorgt Rampenplan meist bei den Bauern und Bäckern aus der jeweiligen Umgebung.
Das ist Wam Kat deshalb so wichtig, weil er Alternativen zur heutigen Ernährungsgesellschaft aufzeigen will und dass es nicht sein kann und darf, dass ein paar wenige Ernährungs-Multinationals entscheiden, was wir essen.
Und deshalb möchte er vermitteln, dass Kochen nicht schwer ist und man kein High Tech Equipment benötigt, um was leckeres auf den Tisch zu zaubern. In seinen sehr unterhaltsamen Geschichten erzählt Wam Kat vom Leben als Kind in einer Künstlerkolonie, wie es ist, mit Kochtöpfen, die 300 Liter fassen, auf selbstgebauten Gasbrennern zu kochen („Im ersten Jahr hatte keiner der Köche mehr Haare auf den Armen, da es immer wieder Stichflammen gab“), seinen Erfahrungen bei der Sitzblockade gegen atomare Müllverklappung im Atlantik, bei der er im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder kam, als der Schwertransport nicht mehr bremsen konnte und einfach über ihn drüber gedonnert ist, ohne dass etwas passierte, oder von seiner Zeit in Zagreb, als er nach Ende des Jugoslawienkrieges dort mehrere Jahre die Anti-Kriegs-Kampagne mit seinem Know-how und seinen Erfahrungen unterstützt hat.
Wam Kat bat es geschafft, dass sein Buch tagelang mein ständiger Begleiter war. Warum? Es liegt zum einen daran, dass er ein guter Geschichtenerzähler ist. Zum anderen ist Wam Kat ein unglaublich faszinierender Mensch, der nicht viel Aufhebens um seine Person macht, sondern einfach zupackt, wo es etwas zu tun gibt.
Und das mit viel Herzblut und Engagement für die gute Sache. Wie sagte eine Freundin von mir so schön? „Wam ist ein Mensch, der so ist, wie man selber gerne wäre“. Und ich glaube, das ist es.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #85 August/September 2009 und Uschi Herzer