Der YC/CY-Ableger erweitert seinen Soundkosmos weiter und bleibt auch auf dem dritten physischen Tonträger nicht stehen. Das ist Musik, die einen auch im Hochsommer bei 37 Grad im Zimmer an den Polarkreis oder in eine unbeheizte U-Bahn morgens um halb vier beamt. Man ist ganz mit sich alleine, niemand nervt, da ist lediglich klare, kalte Luft, keine dringenden Termine, Wünsche oder die Kleinigkeiten des Alltags, nur der große, weite Blick auf das Ganze und die Erkenntnis, dass nichts ewig währt. Paten wie GRAUZONE oder MITTAGEISEN waren lediglich die Initialzündung. Das hier ist konsequent und fokussiert weiter gedachte Kälte, die in eine Mischung aus Post-Wave, Elektronik, Soundlandschaften und einer Distanz gegossen wurde, dass ich mich gerade selber ein wenig über die letzten Sätze wundere, die den Sound dieser LP doch sehr treffend beschreiben, gleichermaßen aber nach einem Werbetext klingen, für den man in manchen Promoagenturen seinerzeit den Prakti entfristet hätte. Beim ersten Kontakt – ich hatte zuletzt dummerweise „Under A Spell“ übersprungen, weil nicht aufgepasst – fremdelte ich nach der Debüt-LP „Diskothekenbesitzer“ zunächst, aber einmal darauf eingelassen, klingt „Star 10110“ wie ein exzellenter, bombastischer Trip, der von Hören zu Hören immer besser wird und süchtig macht. Kälte kann tatsächlich so warm klingen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #155 April/Mai 2021 und Kalle Stille
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