Mitte der Neunziger waren ARCHERS OF LOAF aus North Carolina mal so was wie „Darlings of the indie world“, aber das mag rückblickend eine etwas geschönte Sicht auf eine inzwischen in Vergessenheit geratene Band sein, die zu Lebzeiten nicht so recht zum Zuge kam.
In Erinnerung geblieben ist mir eher das Nebenprojekt BARRY BLACK von Frontmann Eric Bachmann, der dort im starken Kontrast zum spröden Noiserock von ARCHERS OF LOAF seinem Faible für Instrumentalmusik und Soundtracks frönte.
Kürzlich hatte Fire bereits das 1994er Debüt „Icky Mettle“ als Deluxe Edition wiederveröffentlicht, jetzt folgt „Vee Vee“ von 1995, erneut „remastered by Bob Weston“ und ergänzt auf einer zusätzlichen Disc um 16 Bonustracks.
Warum die ARCHERS OF LOAF stärker als andere Bands dieser Zeit in Vergessenheit gerieten, lässt sich hier eigentlich gut nachvollziehen, klingen sie doch wie jede Menge anderer hochgeschätzter und vielzitierter Bands, darunter SUPERCHUNK, POLVO, THE REPLACEMENTS, SONIC YOUTH, GUIDED BY VOICES, BUILT TO SPILL, PIXIES oder PAVEMENT, konnten darüber hinaus aber nur wenig eigenes Profil entwickeln.
Angesichts der momentanen Reizüberflutung durch viel zu viele vollkommen überflüssige Bands erscheinen ARCHERS OF LOAF 17 Jahre später allerdings wie eine durchaus begrüßenswerte Rückbesinnung auf einen aufs Nötigste reduzierten Indierock, der mit simplen Mitteln äußerst ökonomisch und effizient auf den Punkt kommt.
Zu einem verkannten Meisterwerk wird „Vee Vee“ dadurch vielleicht nicht, erstaunlich viel Spaß macht der ungeschliffene Sound und krude Melodienreichtum der inzwischen offenbar reformierten ARCHERS OF LOAF aber dennoch.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #24 III 1996 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #102 Juni/Juli 2012 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #106 Februar/März 2013 und Thomas Kerpen