UNMORALISCHE GESCHICHTEN

2006 verstarb mit Walerian Borowczyk eine der letzten wahren Größen des erotischen Kunstfilms, den das unabhängige Label Bildstörung bereits mit ihrer DVD von LA BÊTE gehrt hatte. Eigentlich sollte LA BÊTE ja eine Episode seines ein Jahr zuvor entstandenen Films UNMORALISCHE GESCHICHTEN werden, aber Borowczyk entfernte diese wieder, weil das Publikum auf diese den Bereich von Zoophilie streifende Szene ziemlich aufgebracht reagierte.

Und so wurde sie als Traumsequenz von LA BÊTE verwendet, hätte aber auch sehr gut in UNMORALISCHE GESCHICHTEN funktioniert, wie man an der rekonstruierten Langfassung des Films sehen kann, die aber leider einer auf 500 Stück limitierten Sonderedition vorbehalten bleibt.

Aber auch die normale DVD ist immer noch sehr empfehlenswert, die den Film ungeschnitten (wobei die deutsche Fassung eigentlich nahezu komplett war), in sehr guter Qualität und mit interessantem Bonusmaterial präsentiert, wie einem Audiokommentar mit Daniel Bird und David Flint, dem Kurzfilm UNE COLLECTION PARTICULIERE, Interviews mit Kameramann Noël Véry und Regieassistentin Dominique Duvergé, sowie einem Booklet mit einem Essay von Bird.

Der Film selbst dürfte nur noch echte Liebhaber europäischen Kinos der Siebziger ansprechen, denn was einem Borowczyk hier in Sachen Erotik anbietet, ist selten wirklich explizit und äußerst spannungsarm – auch wenn es in den vier Episoden um Masturbation, Verlust der Jungfräulichkeit oder Inzucht geht –, aber dennoch sehr schön gefilmt und mit einer interessanten ironischen und surrealen, sowie poetischen Note versehen.

Eine nicht immer ganz überzeugende Mischung aus Arthouse-Kino und Softcore, die aber dennoch ihren Reiz besitzt, und sei es nur wegen des Auftritts von Picasso-Tochter Paloma als Blutgräfin Elizabeth Báthory.