UNFAITHFUL MUSIC

Elvis Costello

Dass Elvis Costello ein Mann des Wortes ist, zeigen schon seit jeher seine elaborierten und eloquenten Songtexte, die in ihrer quasselhaften Sprachgewalt beinahe den ähnlich schwatzhaften Bob Dylan-Texten nahestehen.

So ist es dann allzu verständlich, dass eine Autobiografie eines solchen Künstlers etwas umfangreicher ausfällt. Knapp 800 Seiten weiß der als Declan MacManus geborene Songwriter mühelos zu füllen, die Anekdoten, Lästereien und auch sensible, selbstkritische Passagen sprudeln nur so aus dieser Schreibmaschine.

Costello gewährt einen faszinierenden Einblick, wie es ist, Elvis Costello zu sein. Was allerdings erstaunt, gerade wenn man Costello als disziplinierten, hochprofessionellen und straff durchorganisierten Songschreiber zu schätzen gelernt hat, ist das pure Chaos, das die XL-Lebensbeichte durchzieht.

Ein roter Faden ist zu keiner Zeit zu finden, Elvis plappert, stichelt, kommt dabei vom Hölzchen aufs Stöckchen und mit atemberaubender Sprunghaftigkeit durchquert er im Laufe weniger Seiten Zeiträume von beinahe sechs Jahrzehnten.

Dabei bliebt er es auch schon mal schuldig, eine Geschichte zu Ende zu erzählen, denn schon ist er in einem anderen Gedankengang gefangen und hat glatt vergessen, was er zuvor berichten wollte.

Das hat natürlich Methode. Dass das Buch dabei so außerordentlich spannend wie authentisch wirkt, liegt an Elvis’ schonungsloser Offenheit, seinem Mangel an Eitelkeit, den er trotz allen Namedroppings zu jeder Minute glaubhaft rüberbringt.

Einzig der stümperhaft eingedeutschte Untertitel gibt Anlass zu heftigem Kopfschütteln: aus „Disappearing Ink“ wurde „Mein Leben“.