Swing war in erster Linie niemals als der glattgebügelte Sound zu verstehen, den Rat-Pack-Crooner und Las-Vegas-Orchester daraus machten. Eher sollte man ihn als energischen, fröhlichen Soundtrack für eine immer absurdere Welt auffassen. Unter dieser Prämisse hat der Schweizer Songschreiber Pierre Omer ein weiteres Album seiner SWING REVUE geschrieben und eingespielt. Omer, Gründungsmitglied der DEAD BROTHERS, spielt darauf mit Julien Israelian an den Drums, Sänger/Trompeter Christoph Gantert sowie Géraldine Schenkel am E-Piano einen träg-entspannten Songzyklus, greift dabei auf traditionelle Elemente von Gypsy-Jazz, Swing und sogar Klezmer zurück, während die Band voller Spielfreude und Experimentierlust die Grenzen auslotet. Dass das Rhodes-Piano dann auch mal durch ein WahWah geschickt wird, tut dem prägnanten Songmaterial keinen Abbruch. Der Produktion aus den Londoner Echo East Studios sowie aus dem Proberaum bleibt dabei genug Luft, sie ist nicht zu sehr auf modische Aufnahmetechniken ausgerichtet, ist schön altbacken, seelenvoll und mit viel Liebe zum Detail. Viele gute Ansätze, starkes Songwriting und eine unverwechselbare Handschrift machen das Album zum würdigen Nachfolger des hoch angesehenen 2016er Debüts „Swing Cremona“.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #127 August/September 2016 und Gereon Helmer
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #171 Dezember 2023/Januar 2024 2023 und Gereon Helmer