TÖDLICHE BEKENNTNISSE

Mit DER WILDE SCHLAG MEINES HERZENS hatte der französische Regisseur und Drehbuchautor Jacques Audiard (der Sohn des großen, bereits Mitte der Achtziger verstorbenen Autors Michel Audiard) 2005 ein exzellentes Remake von James Tobacks Film FINGERS (1978) gedreht, um so mehr enttäuschte er mich dann 2009 mit dem hochgelobten EIN PROPHET.

Überraschenderweise erscheint jetzt doch noch mal seine exzellente Regiearbeit SUR MES LÈVRES von 2001 hierzulande auf DVD, die 2008 bereits unter dem Titel LIPPENBEKENNTNISSE auf arte gezeigt wurde.

Ein sicherlich treffenderer Titel als TÖDLICHE BEKENNTNISSE, denn die Hauptfigur von Audiards eleganter Vermischung von Liebesgeschichte, Krimi und Film Noir ist die gehörlose Carla (Emmanuelle Devos), die als Büroangestellte bei einer Immobilienfirma in Paris arbeitet, die typische graue Maus, die von allen übersehen und verlacht wird.

Zu Beginn wirkt SUR MES LÈVRES deshalb wie eine triste, deprimierende Charakterstudie, bei der der Zuschauer vor allem Empathie für die unglücklichen Lebensumstände der einsamen Frau empfinden soll, was sich schlagartig ändert, als Vincent Cassel auf den Plan tritt, der den auf Bewährung entlassenen Sträfling Paul spielt, und Carla trotz mangelnder Qualifikation als Teilzeit-Aushilfskraft zur Seite gestellt wird.

Von da an durchlebt die unscheinbare, unattraktive Carla einen erstaunlichen Wandel und wird zur Geliebten und Komplizin des Ex-Knackis, dem ihre Fähigkeit zugute kommt, von den Lippen ablesen zu können, woraus sich ein ungewöhnliches Abhängigkeitsverhältnis entwickelt.

Ebenso wandelt sich die Kulisse des ruhig erzählten, aber ungemein intensiven und spannenden Films, der in unpersönlichen Büroräumen beginnt und schließlich seinen Höhepunkt in der kriminellen Unterwelt von Paris findet.