Zeit sollte man sich mitnehmen, wenn man das zweite HAMFERD-Album vollständig erschließen und schlussendlich auch genießen möchte. „Támsins likam“ (färöisch für „Nebelkörper“) ist nur eine Dreiviertelstunde lang und lässt sich sicher auch als atmosphärische Hintergrundbeschallung einsetzen. Das würde dem Album jedoch nicht gerecht, jedes Lied ist so verschachtelt und mit Details gespickt, die nach und nach entdeckt werden möchten, dass dem Hörer einiges entgehen würde. Musikalisch haben sich HAMFERD seit dem Erstling „Evst“ marginal weiterentwickelt, man setzt immer noch auf finster walzende Riffs, hat aber den erhabenen, melodischen Anteil der Musik etwas ausgebaut. Der Band ist es hoch anzurechnen, dass trotz überlanger Songs (der Schlusstrack „Vápn í anda“ hat eine Spielzeit von fast elf Minuten) keines der sechs Stücke jemals langweilig wird. Auch wenn man hierzulande vermutlich kein Wort der erzählten Geschichte verstehen mag, ist die Darbietung mitreißend und die Musik stimmungsvoll und einnehmend. Schlüssiger und besser kann man tieftraurige Zeitlupenmusik nicht inszenieren.
© by Fuze - Ausgabe #105 April/Mai 2024 und Manuel Stein
© by Fuze - Ausgabe #105 April/Mai 2024 und Manuel Stein
© by Fuze - Ausgabe #68 Februar/März 2018 und Manuel Stein