„Anoyo“ ist ein Nachschlag aus den „Konoyo“-Sessions, die unter der Mitwirkung von Klangkünstler Tim Hecker und einem japanischen Gagaku-Ensemble in Tokio aufgenommen wurden. Wer Outtakes oder einen mühsamen Aufguss des bereits im Herbst 2018 veröffentlichten Materials erwartet, der lag schon beim Doppel „Ravedeath, 1972“ und „Dropped Pianos“ verkehrt.
Die Überformung von analoger Kammermusik mithilfe von digitaler Verfremdung hält unendliche Finessen bereit, wenn sie in Heckers Sunblind-Studio nachbearbeitet wird. Sinnbildlich dafür steht „Step away from Konoyo“, denn natürlich sind da Parallelen.
Aber wie üblich vertont Hecker den Fortschritt, der sich auch aus der Wiederaneignung von altem Material substrahieren lässt. Selbst dann, wenn einige Melodien wieder auftauchen, die in einem anders ausgearbeiteten Kontext eine Wirkung entfalten, die mit dem Vorherigen nichts mehr zu tun hat.
Wer in der Gleichung „alles neu ist alles gleich ist alles anders“ einen Fehler erkennt, der soll noch mal genau hinhören. Auf alles, was Tim Hecker bislang veröffentlicht hat. Beim spannendsten und vielseitigsten Künstler des neuen Jahrtausends hat es eins noch nie gegeben: Wiederholung.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #85 August/September 2009 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #144 Juni/Juli 2019 und Henrik Beeke
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #140 Oktober/November 2018 und Henrik Beeke
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #95 April/Mai 2011 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #110 Oktober/November 2013 und Kristoffer Cornils