MCCAY

Thierry Smolderen, Jean-Philippe Bramanti

Tja, ein schwerer Hardcoverband mit Goldprägung macht einfach was her. Aber ich muss schon zugeben, ich hätte diese semi-fiktionale Comic-Biografie lieber von Alexandre Clérisse, mit dem Smolderen die optischen Kracher „Ein diabolischer Sommer“ und „Atomic Empire“ umgesetzt hat, gezeichnet gesehen.

Wahrscheinlich ist das aber der Tatsache geschuldet, dass Jean-Philippe Bramanti bereits seit Anfang der 1990er an „McCay“ gezeichnet hat, das schon seit Mitte der 1980er in Thierry Smolderens Schublade schlummerte.

Wer kommt schon auf die abgedrehte Idee, eine Biografie des Comic-Pioniers und „Little Nemo“-Erfinders Winsor McCays mit einer Kriminalgeschichte in Anknüpfung an Jean Moebius Giraud und den Mathematiker Charles Hinton im nicht wirklich greifbaren 4D-Raum zu verbinden? Und McCay-Experte Bramati war sicherlich der ideale Umsetzungspartner für diesen durchgeknallten Stoff.

Auf Französisch ursprünglich Ende der 1990er in vier Alben veröffentlicht, kommt die Geschichte 2017 (bzw. 2019 in Deutschland) also erstmals in einem einzigen Band heraus und besticht noch immer mit scheinbar zügig skizzierten und in leicht graustichigen Ockertönen aquarellierten Bildern, deren Zeichenstil regelmäßig optisch von Wechseln durchbrochen wird (was wiederum dem langen Entstehungszeitraum geschuldet sein dürfte).

Die Assoziationen Art Noveau und Film Noir drängen sich visuell geradezu auf. Ein Vorwort von Zeichentrick-Historiker Donald Crafton, eine visuelle Hommage aus der Feder von Bramanti an die Illustratoren um die Jahrhundertwende des 20.

Jahrhunderts, gleichzeitige eine kurze Handlungszusammenfassung, und ein Nachwort von Thierry Smolderen selbst runden den stimmigen Gesamteindruck ab.