THEORETICAL GIRLS

s/t CD

Wiederveröffentlichungen sind doch was feines, denn so hat man als junger Mensch die Chance, Musik und Bands kennen zu lernen, für die man seinerzeit einfach noch nicht alt genug war. Und selbst wenn, waren die Platten so schwer zu bekommen und die Konzerte unerreichbar.

Deshalb also Mut zur Lücke, und nein, THEORETICAL GIRLS waren mir bis eben nicht bekannt. Wohl aber die Namen zweier Beteiligter: Wharton Tiers (hier: Schlagzeug und Gesang) ist einer der großen US-Plattenproduzenten, einfach mal kreuz und quer durch die Plattensammlung stöbern, der ist garantiert irgendwo dabei.

Und Glenn Branca (hier: Gitarre, Bass, Gesang) ist jedem SONIC YOUTH-Fan ein Begriff, hat sich als Komponist von Gitarrensymphonien einen großen Namen erworben. Margaret DeWyss (Drums, Gesang) war mir bislang unbekannt, ist Künstlerin und hat wohl kürzlich erst eine Platte auf Smells Like Records gemacht, dem Label von SONIC YOUTHs Steve Shelley.

Und der Boss der ganzen Band, die zwischen 1979 und 1981 Teil der New Yorker NoWave-Szene war, war ein gewisser Jeffrey Lohn, Künstler, Komponist, Fotograf, dessen Loft in Chinatown wohl mit das Zentrum dieser Bewegung war, wo Konzerte stattfanden und Bands probten.

Und wow, ich bin absolut hin und weg von diesen Aufnahmen, die wegen irgendwelcher Querelen jahrelang nicht veröffentlicht werden konnten. Das hier ist nicht irgendwelcher Demo-Schrott in übler Qualität, sondern exzellentes Studiomaterial, eine ganz strange Version von Punk, der Versuch Lohns, die Energie des Punk mit seinen klassischen Kompositionen zu verbinden.

Und dabei ist kein verkopfter Kunstscheiss herausgekommen, sondern mal weirde, mal straight rockende Songs, die Pflichtstoff sind für jeden, der sich für die New Yorker Punkszene interessiert.

Schade: das Booklet ist sehr dünn und enthält keine weiterführenden Informationen (61:37) 9/10