ANNE CLARK

The Very Best Of

Schien in den Achtzigern eigentlich jemals die Sonne? Das Jahrzehnt, in dem ich erwachsen wurde, war geprägt von massiver Atom-Aufrüstung von Ost und West, von der bleiernen Schwere einer ewig andauernden CDU-Regierung unter Helmut Kohl, von gewaltsam unterdrückten Demos in Wackersdorf, vom Waldsterben, von den endlosen Wintern einer Kleinstadt auf der Schwäbischen Alb.

Die Musik zu diesen bleiernen Jahren machte Anne Clark – unter anderem. Ich war Goth-Punk, ich trug schwarz, ich las Orwell und Huxley, und die Texte dieser Engländerin, die in überkorrekter Aussprache vorgetragen und nicht gesungen wurden, ließen mich schnell erkennen, warum in ihrer Sprache „Weltschmerz“ ein deutsches Lehnwort ist.

„Our darkness“ war ein Pflichtsong, wo immer man sich am Wochenende aufhielt, in direkter Nachbarschaft zu SISTERS OF MERCYs „Temple of love“, NEW MODEL ARMYs „51st state“ und TUXEDOMOONs „No tears“.

Dabei war die tanzbare Elektro-Nummer ein „Ausrutscher“ im Repertoire der 1960 geborenen Clark, die ihre musikalischen und künstlerischen Wurzeln in der Londoner Punk-Szene der frühen Achtziger hat: Der Großteil ihrer Songs zeichnet sich durch getragene, ruhige Klänge mit Synthie- und Streicher-Begleitung aus, seit den Neunzigern trat sie oft akustisch auf, nur wenige ihrer Songs taugen als klassische Single-Hits.

Für Neueinsteiger – alte Fans haben sowieso schon alles – gibt es nun diese CD, auf der sich die prägnanten Songs aus den Achtzigern finden, darunter natürlich „Our darkness“, aber auch „Sleeper in Metropolis“, „Heaven“ (vom „Pressure Points“-Album, das in Zusammenarbeit mit John Foxx von ULTRAVOX entstand), „Alarm call“, „The sitting room“ und „Killing time“.

Die Linernotes im Booklet sind redundant, man hätte sich da Kommentare von Anne Clarke selbst gewünscht, aber wer weiß schon, wie einverstanden sie mit dieser Zusammenstellung ist ...