Schlagzeuger Jim White hat in der australischen Rocklandschaft seit Mitte der Achtziger Jahre durchaus seine Spuren hinterlassen. Zuerst als Mitglied der Noiserock-Band VENOM P. STINGER, 1992 schlossen sich White und deren Gitarrist Mick Turner dann Violinist Warren Ellis an, um DIRTY THREE zu gründen, die bis 2012 einige exzellente und originelle Instrumentalrock-Platten einspielten. Inzwischen ist Ellis vor allem als Nick Cave-Mitstreiter unterwegs und DIRTY THREE sind seitdem auf Eis gelegt. Aber auch ansonsten wird White als auf Folk und Blues spezialisierter Drummer sehr geschätzt und hat schon mit SMOG, Will Oldham, CAT POWER, PJ Harvey oder Marianne Faithfull zusammengearbeitet. Für sein aktuelles Album „The Quickening“ hat er sich mit Marisa Anderson zusammengetan, die mit ihrem ungewöhnlichen, im amerikanischen Folk verwurzelten Gitarrenspiel die perfekte Partnerin für White zu sein scheint. Heraus kam dabei ein rein improvisiertes Album mit zehn Stücken, die aber vor allem als Ganzes funktionieren, und bei denen Whites Schlagzeug und Andersons Gitarren in einer Art ständigem Dialog stehen. Wer mit solch wenig songorientierten Experimenten generell Schwierigkeiten, wird „The Quickening“ nicht viel abgewinnen können, dennoch entsteht dabei ein erstaunlich homogenes Miteinander von sich zwei gegenseitig stimulierenden und antreibenden Instrumenten. Dabei zeigen sich auch durchaus Parallelen zum ebenfalls improvisiert anmutenden DIRTY THREE-Sound und seiner speziellen Dynamik.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #151 August/September 2020 und Thomas Kerpen