Wie viele Menschen weltweit wird es wohl geben, die nichts mit dem Namen Walt Disney anfangen können? Es dürften verhältnismäßig wenige an sehr abgeschiedenen und medial total abgeschotteten Orten sein.
Hierzulande können selbst hartnäckige Medienverweigerer dem auch in Form diverser Memorabilien und Merchandise-Artikeln omnipräsenten Phänomen Disney kaum aus dem Wege gehen. Nur einer recht kleinen Gruppe hingegen dürfte der eigentliche Kopf hinter dem finanziellen Erfolg der Firma bekannt sein: Während Walt sich in erster Linie um künstlerische Aspekte kümmerte und vor Ideen für waghalsige neue Projekte nur so sprühte, sorgte Walts Bruder Roy bei Disney für deren insbesondere zu Beginn der Firmengeschichte nicht immer einfach Finanzierung.
Nach einer anfänglich gelegentlich etwas holprigen Übersetzung nimmt die von einer disneymäßig rührseligen, unmittelbar vor Abschluss der Verhandlungen zur Umsetzung von Disney World eingefassten Rahmenhandlung Geschichte zügig an Fahrt auf und unterhält bis zur letzten Seite.
Erzählt wird dabei überwiegend rückblickend aus der Perspektive Roy Disneys. Soweit wie möglich hat der Italiener Alessio De Santa dies an belegbaren Fakten ausgerichtet, an einigen wenigen Stellen aber auch seine Fantasie spielen lassen, wie er in einem aufschlussreichen Nachwort erläutert, und unterfüttert das Ganze mit entsprechend klar und einfach gehaltenen Zeichnungen.
Das strotzt zwar nicht unbedingt vor überraschenden Wendungen, ist aber durchaus unterhaltsam, informativ und eröffnet auf seine ganz eigene Weise auch eine neue Perspektive auf den milliardenschweren, klassisch kapitalistischen Großkonzern Disney und die dahinter mahlende Marketingmaschinerie.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #145 August/September 2019 und Anke Kalau