Die erste Platte der RADAR BROS. von 1996 habe ich noch recht positiv in Erinnerung, auch wenn sich ihr damaliger Slowcore seitdem verfeinert hat. "The Fallen Leaf Pages" besitzt zwar immer noch diesen schleppenden Country-Sound, ebenso wie diese spezielle Melodik, wie man sie etwa von Bands wie SEAM, LUNA, GALAXIE 500 oder LOW kennt, aber dazu hat sich ein voluminöser Popsound gesellt, der sich durchaus auf BUFFALO SPRINGFIELD, BEATLES, BEACH BOYS und sogar auf die PINK FLOYD der "Wish You Were Here"-Phase zurückführen lässt.
Vor allem mit LUNA haben die RADAR BROS. noch am meisten gemein, das beginnt schon bei Sänger und Gitarrist Jim Putnam, der erstaunlich stark nach Dean Wareham klingt. Doch wo LUNA oftmals lasch und zu unfokussiert klingen, gelingt diesem Trio ein kraftvoller Sound, ohne dass sie besonders abwechslungsreiche Songs schreiben würden.
Es sind eher die feinen Nuancen und Variationen in der Instrumentierung, die zu immer neuen Höhepunkten führen. "The Fallen Leaf Pages" ist wie ein kleines Gemälde, bei dem man beim Betrachten immer neue Elemente entdeckt, ohne dass sich das Gesamtbild großartig verändern würde, ein Album das mit seinen geschmackvollen Arrangements gleichzeitig emotional wie auch artifiziell und konstruiert wirkt, was Leuten, die auf herausstechende Songs schielen, eventuell zu wenig sein könnte.
Gleichzeitig handelt es sich um eine Platte, die gerade dadurch nicht so schnell an Reiz verliert und mit simplen Mitteln und einer Liebe zum Detail erstaunliche Stimmungen produzieren kann.
(07/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und Thomas Kerpen