Ende 2019 erschien mit „People Think They Know Me ... But They Don’t Know Me“ das erste von vier Alben von THE WILLIAM LOVEDAY INTENTION, dem neuesten Bandprojekt von Billy Childish – ob wir bei der Zählung von dessen Alben in den Sechzigern, den Siebzigern oder schon in den Achtzigern sind, ich weiß es nicht. Und nein, ich meine nicht das Jahrzehnt, sondern die schiere Anzahl von Longplayern. Mit „Will There Ever Be A Day That You’re Hung Like A Thief?“, „Blud Under The Bridge“ und „The Bearded Lady Also Sells The Candy Floss“ erschienen 2020 noch drei weitere Alben, die nun Anfang 2021 als LP- und CD-Box unter dem Sammeltitel „The Dept. Of Discontinued Lines“ veröffentlicht wurden. Warum es schon wieder einen neuen Namen gibt für die Band, obwohl es doch im Grunde immer nur um ein neues Album von Billy Childish und Begleitung geht? Weil, so erklärt er im Booklet, er schon immer bei jeder Besetzungsänderung den Bandnamen geändert habe, aus Respekt vor dem/den neuen Mitglied(ern). Das aktuelle Line-up besteht neben Billy Childish, der am 01.01.1959 als William Ivy Loveday geboren wurde (eine Information aus dem Booklet, bislang war nur der bürgerliche Name Steven John Hamper bekannt), aus seiner Gattin Julie (hier: J.W. Loveday) und seinem alten Freund Wolf Howard, der hier als Adolphus Havard trommelt. Zudem gibt es einige Gäste an Mundharmonika, Violine und Trompete. Musikalisch sind THE WILLIAM LOVEDAY INTENTION sanfter als vieles, was man von Childish über die Jahre so gehört hat. Kein trashiger Garage-Punk, kein rudimentärer Blues, sondern oft düstere, sanfte Songs, die immer wieder an den jungen Bob Dylan erinnern. Es ergibt Sinn, hier wirklich genau auf die Texte zu hören, was verhältnismäßig leicht geht und auch (fast) alternativlos ist, denn sie liegen nur in wenigen Auszügen gedruckt bei. Childish beschäftigt sich hier eindrücklich mit einer Aufarbeitung seiner alles anderen als glücklichen Kindheit, die geprägt war von Missbrauch, Alkohol, etc. Stolze 46 Songs sind hier enthalten, und auch wenn bei Childish nie wirklich von einer großen musikalischen Diversität die Rede sein konnte, so macht dieser massive Output auch in seiner Massivität Spaß –sofern man das über Lieder solchen textlichen Inhalts sagen kann.
© by - Ausgabe # und 25. November 2020
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #153 Dezember/Januar 2020 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #163 August/September 2022 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #155 April/Mai 2021 und Joachim Hiller