2004 verstarb John Balance (unter anderem bei CURRENT 93, DEATH IN JUNE und PSYCHIC TV), der zusammen mit Peter Christopherson (THROBBING GRISTLE, PSYCHIC TV) 1983 das Kult-Ambient-Projekt COIL gründete.
Christopherson hat in den letzten vier Jahren Musiker in seinem „neuen“ Projekt THIS IMMORTAL COIL (eine Reminiszenz an den Kollektivgedanken von 4AD Labenchef Ivo Watts-Russel, der in den Achtziger Jahren mit seinem Projekt THIS MORTAL COIL zahlreiche Musiker seines Labels 4AD vereinte) zusammenführt wie Yann Thiersen, Matt Elliot, Bonnie „Prince“ Billy“ und Sylvain Chauveau (allesamt großartige Sänger).
Herausgekommen ist ein Meisterwerk an Tiefe, Schönheit und Introspektivität, getragen von reduzierten, aber packend instrumentierten Soundscapes: im Wesentlichen auf Basis von Gitarre, Klavier, Klarinette und Streichern.
Allein das über zehn Minuten lange „Red queen“, dem Matt Elliot seiner wunderbare Crooner-Stimme als Sprechgesang auf einer reduzierten Klavierinstrumentierung verleiht, ist ein Monolith in Moll, gefolgt von „Amber rain“ (mit der Stimme von Sylvain Chauveau), das durchaus auch einen würdigen Platz auf dem Album „Brilliant Trees“ von David Sylvian gefunden hätte.
Jeder Song ist ein kunstvolles und zerbrechliches Masterpiece. Einiges erinnert ein wenig (nicht verwunderlich) an die ruhigen Songs von CURRENT 93 und DEATH IN JUNE. Ein Kollektiv von Musikern, das durchaus – nicht im kitschigen Sinne – eine spirituelle Beziehung zur ihrer Musik entwickelt hat: sehr tief, auf das Wesentliche reduziert, mit einer Vielzahl von großartigen Stimmen.
Selten ein Album gehört, das so ein bewegendes Niveau auf ganzer Länge durchhält. Um es in den Worten des geistigen Vaters des Projekts Peter Christopherson zu sagen: „The most extra-ordinary, beautiful, and moving, re-interpretations of COIL I have ever heard.“ Da John Balance stets ein großer Fan Will Oldhams war, ist die Mitarbeit seines Alter Egos Bonnie „Prince“ Billy auf diesem Album natürlich ein schönes Zeichen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #87 Dezember 2009/Januar 2010 und Markus Kolodziej
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