GG ALLIN AND THE MURDER JUNKIES

Terror In America DVD

Die Kuh wird gemolken, solange es irgendwie geht. Vermutlich gibt es mehr GG ALLIN-Veröffentlichungen aus der Zeit nach seinem Tod im Jahr 1993, als aus den Jahren zuvor. Und trotzdem - ich kann nicht leugnen, dass "Terror In America" einen gewissen Reiz entwickelt.

Zumindest sind die kompletten Mitschnitte dreier Shows der letzten GG ALLIN & THE MURDER JUNKIES-Tour kurz vor der finalen Überdosis von erstaunlicher Qualität, im Gegensatz zu einigem anderen Material, das ich bisher sehen konnte.

Auch wenn Herr Allin ein ums andere Mal im Dunkel nicht komplett ausgeleuchteter Clubs verschwindet, gibt auch dieses Dokument eindringlich und auf gewisse Weise erschütternd wieder, was dieser Mensch für sich, seine Umgebung und die Gesellschaft im allgemeinen empfunden haben muss.

Schonungslos, wie kaum ein anderer Künstler zuvor, traktiert er seinen Körper mit ständigen Schlägen, schlägt scheinbar wahllos auf Zuschauer ein, macht sein Konzert zur Mutprobe für seine Besucher.

Es ist fast schon amüsant, aus sicherer Entfernung mit ansehen zu dürfen, wenn die Zuschauer von ihm getrieben werden, wie Schafe vom Hund, und wenn sich die Outlaws in den ersten Reihen seine Faust einfangen, um danach euphorisiert "GG ...

GG ... GG!" zu skandieren. Und natürlich liegt genau hier das "gewisse Etwas" einer GG Allin-Show und somit zwangsläufig auch einer DVD, auf der sich gleich drei dieser Shows befinden. "Terror In America" ist weitaus unberechenbarer und deshalb spannender als manch andere, hochprofessionell aufgenommene und produzierte DVD, egal wie viele Kameraeinstellungen es gibt, egal wie brillant der Sound nach draußen geht.

Hier gibt es Gefahr. Echte Gefahr. Kein Show-Make-up wie bei BLOODHOUND GANG und Freunden. Und auch ich merke in genau diesem Augenblick, dass der musikalische Aspekt vollkommen in den Hintergrund rückt.

Dabei sind die Songs aus der frühen Zeit von Kevin Michael Allin teilweise großartiger Spätsiebziger-Punkrock, original aufgenommen mit hervorragendem Gesang, in den letzten Lebensjahren leider durch unnötiges Gegröle verhunzt.

Aber ... egal. "Terror In America" macht seinem Namen alle Ehre und ist weiterer Beleg für die Besonderheit des Phänomens GG Allin. Zwei Stunden "explicit content" auf einer DVD, auf deren Verpackung der "Parental Advisory"-Sticker sogar fast schon Sinn macht.