TAG DER GESCHLOSSENEN TÜR

Rocko Schamoni

Das „Sequel“ zu „Sternstunden der Bedeutungslosigkeit“ von 2008. Michael Sonntag, der Verlierer-Held aus jenem Buch, ist  älter geworden, aber erfolgreiche Biografien sehen anders aus, und wo Schamoni in „Dorfpunks“ noch Schwänke aus seiner Jugend und der von Freunden zum Besten gab, in „Sternstunden ...“ dann die mehr oder weniger lustige Studentenzeit thematisierte, ist der Sonntag aus „Tag der geschlossenen Tür“ eine mehr oder weniger gescheiterte Existenz, ein Typ auf dem Weg zum Sonderling, der sich als Schreiber (Journalist wäre wohl zu hoch gegriffen) und mit etwas geerbtem Geld unter eher prekären Lebensumständen irgendwie durchschlägt.

Beziehung gescheitert, eine neue besteht im Anhimmeln der Verkäuferin eines Telefonladens, Freunde mit seltsamen Geschäftsideen, die zum Scheitern verurteilt sind, kein Plan, was wird, nervige Nachbarn ...

Schamoni erzählt diese Geschichten nicht linear im Form einer klassische Romanhandlung, sondern als losgelöst voneinander funktionierende Stories, was man auch bei seiner Lesetour im Januar, direkt nach Erscheinen des Buches feststellen konnte.

Mit großem Spaß trug er da die Passagen vor, in denen Sonntag Briefe an verschiedene Verlage schreibt, mit „genialen“ Ideen für noch nicht geschrieben Bücher, und Sonntag (der da für Momente mit Schamoni deckungsgleich wird, man erinnert sich an die Telefonstreiche von Studio Braun) genussvoll auf die Ablehnungsschreiben wartet – Lustgewinn aus Zurückweisung.

An diesen Stellen wird es auch mal etwas klamaukig, live wie im Buch, aber es hat ja auch keiner behauptet, Schamoni sei ein bierernster Literat. Gute Unterhaltung, resümiere und wünsche ich deshalb.