SURGICAL METH MACHINE

s/t

SURGICAL METH MACHINE sind kein Vergnügen für den Hörer. Die zwölf Songs sind harte Arbeit. Mit dem neuen Projekt lotet MINISTRY-Mastermind Al Jourgensen die Grenzen der Hörbarkeit neu aus. 13 Alben hat der Industrial-Pionier mit kubanischen Wurzel mit seiner Hauptband MINISTRY veröffentlicht.

Anfang der Neunziger war er einer der Popstars der Alternative-Rock-Szene. Vor allem mit dem Album „Psalm 69: The Way To Succeed And The Way To Suck Eggs“ prägte er das Industrial-Genre nachhaltig.

Es folgten Nebenprojekte wie REVOLTING COCKS oder Kollaborationen mit Jello Biafra (LARD) oder Trent Reznor (1.000 HOMO DJS). Jourgensen stand aber gleichzeitig durch exzessiven Heroin- und Alkoholmissbrauch immer auf der Kippe.

Mehrfach musste er wiederbelebt werden, eine Zehe wurde ihm amputiert, einen Arm hätte er fast verloren. Aber Jourgensen ist zäh und überlebt einige seiner Bandkollegen. 2007 stirbt Bassist Paul Raven an einem Herzinfarkt, 2012 verliert Gitarrist Mike Scaccia sein Leben während eines Konzerts mit seiner Zweitband RIGOR MORTIS.

Dass Jourgensen noch atmet, gleicht einem Wunder, in einer Zeit, in der Todesmeldungen von prominenten Musikerkollegen wie Lemmy, David Bowie oder Prince fast wöchentlich eintrudeln. Da ist es kein Wunder, dass Al Jourgensen sein neues Projekt SURGICAL METH MACHINE getauft hat.

„Die ersten Songs sind wirklich harter Stoff,“ sagt Jourgensen über das Album. „Mit das schnellste Zeug, das je aufgenommen wurde. Wir haben schon Witze darüber gemacht, dass die Songs bei Konzerten Herzattacken verursachen könnte, wenn die Band versucht das Tempo zu halten.“ Mit dem neuen Bandnamen wollte sich Jourgensen von den hohen Erwartungen an ein neues MINISTRY-Album emanzipieren.

Aber in seiner Brutalität, Kompromisslosigkeit und Aggressivität könnte es durchaus ein würdiger Nachfolger von „From Beer To Eternity“ sein. Bezeichnend, dass der siebte Song „Unlistenable“ heißt.

Erst mit Song Nummer acht lässt das Gewitter im Kopf langsam nach, Migräne-Patienten kennen dieses Gefühl. „Gates of steel“ ist ein astreiner Highspeed-Punk mit fast freundlichem Refrain.

Im letzten Drittel des Albums wabert die typische MINISTRY-Ursuppe aus Stimm-Samples und kalten Synthie-Klängen durch die Gehörgänge. Und der finale Song „I’m invisible“ ist dann ein cheesy Elektro-Pop-Hit, in dem Jourgensen den Refrain locker ins Mikro haucht.

Die Dramaturgie von SURGICAL METH MACHINE gleicht der Karriere von MINISTRY in umgekehrter Reihenfolge. Erst ultrahart, zwischendurch hitverdächtig und am Schluss poppig. Jourgensen interessiert es nicht, ob diese Platte Geld einspielt.

Er macht einfach das, worauf er Lust hat. Und im Sommer tritt er dann mit MINISTRY beim Wacken Festival auf.