STUNTMAN UNTER WASSER

Gary Flanell

Renfield-Fanzine-Herausgeber und langjähriger Ox-Kollege Gary Flanell veröffentlicht in seinem ersten Buch einige Erzählungen und eine kleine Auswahl an Gedichten. Fiktion verschwimmt hier mit Erlebtem.

Seine fast durchweg vortrefflichen Texte haben häufig etwas Kurioses und Komisches, nicht selten etwas Tragikkomisches und manchmal eben auch etwas sehr Trauriges. Das Buch lebt von einem fantastischen Erzähler und der inhaltlichen Abwechslung: Welche Strategien überlegt sich das Arbeitsamt, wenn es nur noch einen Arbeitslosen im Land gibt? Was für Umstände müssen eintreten, damit das Husten eines Jungen zum schönsten Geräusch des Tages wird? Weswegen sollte man sich auf hoher See niemals auf intime Momente mit einem Seehund einlassen? Gary hat in seinen Erzählungen aufgeweckte Antworten auf diese Fragen gefunden.

Er schafft es, aus dem Alltäglichen das Merkwürdige herauszufiltern und dieses gekonnt zu überzeichnen. Ob er sich nun mit Gelegenheitsjobs herumschlägt, nach seiner Kündigung für eine lange Zeit in einen tiefen Erholungsschlaf fällt oder ob er darüber nachdenkt, eine kleine Firma in Berlin zu gründen, da es jeder zu tun scheint.

Mögen seine Geschichten – stellenweise oder durchweg – noch so fiktiv sein, sie geben immer tiefe Einblicke in seine Biografie. Lange habe ich nicht mehr solche einfallsreichen, humorvollen und gleichzeitig so unterschiedlichen Texte eines Autors aus der Fanzineszene gelesen.

Nur das Lektorat schwächelt gegen Ende des Buches auffallend, was „Stuntman unter Wasser“ dennoch nicht den Titel als eines der Highlights des Jahres nehmen kann.