Ohne Zweifel ist es keine Schande, seinen zentralen musikalischen Einfluss aus der Musik und den Alben zu ziehen, die NICK CAVE & THE BAD SEEDS in der Zeit von Ende der Achtziger bis Mitte der Neunziger Jahre einspielt haben (aber auch die frühen TINDERSTICKS-Veröffentlichungen werden THE BULLFLIGHT verinnerlicht haben).
Die Holländer haben ihre Lektion ohne Zweifel gelernt, inklusive der gut sitzenden schwarzen Anzüge und der abgewandten und finsteren Mimik, kombiniert mit einem schwermütigen und mitunter lasziven Artwork (die Burlesque-Karte wird hierbei gekonnt und voll ausgespielt).
Eigentlich nur gute Vorzeichen, um so etwas wie Euphorie zu erzeugen, allein: die Stimme des Sängers bleibt über mehrere Songs etwas angestrengt aus dem Bauch und Kehlkopf gezogen. „Bemüht“ und „konstruiert“ wären vielleicht zu despektierliche Attribute, aber es wirkt einfach nicht authentisch, es packt den Hörer nicht, um ihn in die dunklen Ecken zu führen, welche die Musik durchaus gekonnt vorlebt.
Zweifelsohne hat die Band eine ausgeprägte Affinität speziell zum Song „Red right hand“ von Nick Cave, weil einen unweigerlich der Eindruck beschleicht, dass gerade dieser in 50% der Songs der Band mitschwingt.
Allerdings haben THE BULLFLIGHT mit „Bamboo knife children“ eine großartige Ballade abgeliefert, die auch aus der Feder ihres großen Spiritus Rector Nick Cave hätte stammen können. Mit einem anderen Sänger wäre das gesamte Album ein großer Wurf geworden.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #90 Juni/Juli 2010 und Markus Kolodziej