So gehen Legenden: Angeblich hat Manuel Gagneux, ein Musiker mit familiären Wurzeln sowohl in der Schweiz wie in den USA, sich für sein Musikprojekt ZEAL AND ARDOR einst inspirieren lassen von zwei Nachrichten bei 4chan bezüglich Inspiration zu künftiger musikalischer Ausrichtung: in der einen wurde Black Metal suggeriert, in der anderen – 4chan eben – „nigger music“, woraufhin Gagneux eine ganz andere Form von „Black“ Metal schuf und eben Black Metal mit Elementen aus Blues, Soul und R&B kombinierte.
Wer jetzt an furchtbare Kindergartenmusik denkt, wie sie manche US-Emopopper machen, indem sie klebrigen R&B mit klebrigem Neo-Pop-Punk zu audiotoxischen Verbrechen kombinieren, liegt völlig falsch.
Mich erinnern ZEAL AND ARDOR vielmehr an eine brutalisierte Variante von ZEN GUERILLA, bei der an Spirituals erinnernde Vocals (irgendwo schaut da auch Nick Cave um die Ecke) mit brutalem Blastgeballer kombiniert werden, was rhythmisch mal für echte Innovation sorgt.
2014 veröffentlichte er non-physisch erste Aufnahmen, 2016 kam das „Devil Is Fine“-Album auf Reflections, letztes Jahr eine Single, nun das zweite Album. Das ist, produziert von Zebo Adam und gemischt von Kurt Ballou, ein 16 Songs umfassender massiver Block von Musik, die ich als wirklich innovativ bezeichnen möchte.
Klar kann man aus reiner Effekthascherei die absurdesten Genres miteinander mashen und irgendeinen Sticker draufkleben, doch wenn das Ergebnis nicht organisch wirkt, nicht groovet und kickt und eben nicht mehr ist als eine Novelty, bei der man für zehn Sekunden aufmerkt, taugt es eben nichts.
ZEAL AND ARDOR sind das Gegenteil, sind vom Kaliber DÄLEK und deshalb schwerstens zu empfehlen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #138 Juni/Juli 2018 und Joachim Hiller