JOHN ZORN

Spy Vs Spy

Ist John Zorn zu hart, bist du zu weich: Der 1953 geborene Musiker aus New York ist seit den Siebzigern eine Ausnahmeerscheinung in der Musikwelt, bis heute aktiv als Songwriter, Produzent und Arrangeur, vor allem aber als Saxophonist und nicht nur auf unzähligen eigenen Platten zu hören, sondern auch als Gast auf den Alben zig anderer.

Markant ist Zorns Saxophon-Stil, weil er so extrem ist. Wer nicht weiß, wovon ich rede: Das Tröten eines Elefanten in Panik trifft es oft ganz gut. Das muss man mögen, viele sind davon genervt, aber die ertragen auch nicht Songs wie „Everyday pox“ von NAPALM DEATH, auf dem Zorn zu hören ist.

Sowieso, Hardcore und Zorns Free Jazz-Saxophon, das funktionierte schon immer sehr gut, mit NAKED CITY und PAINKILLER, die Anfang der Neunziger auf Earache veröffentlichten, hatte Zorn selbst zwei Hardcore-Band.

Und wo der Mann steht, wird ziemlich schnell klar, wenn man die „Special thanks“-Liste auf dem Backcover dieses 1989er-Albums liest: Ornette Coleman wird an erster Stelle gedankt, natürlich weil „Spy Vs Spy“ den Untertitel „play the music of Ornette Coleman“ trägt.

Aber so geht es weiter: „Michael Harris (Napalm Death), Ted Epstein (Blind Idiot God), Pil (Lip Cream), The Accused, Craig Flanagan, DRI, CBGB [...]. Fucking hardcore rules. Smash racism.“ Produziert von Martin Bisi, ist „Spy Vs Spy“ die Art von Jazz, die sogar mich mal zu einem einschlägigen Konzert locken würde, weil so extrem, so schmerzvoll, und dabei doch so groovend und elegant.

Ein wirklich herausragendes Album – kein Wunder, dass beispielsweise Mike Patton zu Zorns Fans gehört. Unbedingt hörenswert und ein wundervoller Rerelease auf 180-Gramm-Vinyl.