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SPANISH LOVE SONGS

No Joy

„No Joy“ – passender könnte der Name des neuen SPANISH LOVE SONGS-Albums nicht gewählt sein. Aber genau das erwartet man ja als geneigter Fan, wenn man die Band bereits kennt. Trotz allem scheint das aktuelle Album etwas mehr Drive zu haben als der Vorgänger „Brave Faces Everyone“. Das gilt allerdings für den musikalischen Aspekt der Songs, textlich ist hier der Albumname Programm. Nur verständlich, ist der Longplayer doch in einer sehr düsteren und bedrückenden Zeit unserer jüngeren Vergangenheit entstanden. Unsicherheit, Isolation und eine diffuse Angst vor der Unberechenbarkeit der Umstände sind hier zwischen den Zeilen überall präsent. Wer kann es Sänger Dylan Slocum nach den letzten Jahren und deren weltumspannenden Ereignissen verübeln? Zudem wird wieder viel über Vergänglichkeit und Entfremdung gegrübelt. SPANISH LOVE SONGS öffnen sich trotz dieser Inhalte auf „No Joy“ für ein breiteres Publikum. Der Sound geht mehr in Richtung THE KILLERS und ihrem stadiontauglichen Rock, hier und da scheinen auch MANCHESTER ORCHESTRA-ähnliche Passagen durch. Dadurch verliert die Band etwas an Eigenständigkeit, was aber noch nicht kritisch ist, denn „No Joy“ klingt dadurch angenehm eingängig und etwas weniger bedrückend als die Vorgänger. Slocums Stimme schwebt aber noch immer über dem Fundament der Band und sorgt für hohen Wiedererkennungswert. Wenn SPANISH LOVE SONGS sich etwas weiter wegbewegen von treibenden Songstrukturen, gefallen sie mir aktuell am besten. „Middle of nine“ zum Beispiel sticht nach vier guten, aber etwas unspektakulären Rock-Nummern sehr positiv hervor. Schon weiß ich wieder, warum ich SPANISH LOVE SONGS auf „Brave Faces Everyone“ so sehr geliebt habe. Ganz unterschwellig hat das Ganze auch leichte THE CURE-Vibes und das steht der Band wirklich sehr gut. Auch im anschließenden „Marvel“ schlägt sich das nieder. Noch sind SPANISH LOVE SONGS ihrem Stil treu genug, öffnen sie sich aber den simplen Rockklängen noch weiter, könnte schnell jeglicher Reiz der Band verschwinden. Bewegen sie sich in die Richtung, die in Songs wie „Middle of nine“ eingeschlagen wird, könnte die Band für mich umso interessanter werden. Aber hier gilt: Abwarten und sich an einem guten aktuellen Album erfreuen, denn „No Joy“ macht eine ganze Menge Spaß, auch wenn der Titel etwas anderes suggeriert.