THE THE

Soul Mining

Am Anfang von THE THE standen Ende 1977 zwei NME-Kleinanzeigen: Matt Johnson suchte Mitstreiter für eine Band im Stile von THE VELVET UNDERGROUND, THE RESIDENTS und THROBBING GRISTLE. 1979 spielten sie in London ihr erstes Konzert, 1980 kam mit „Controversial Subject“ auf 4AD die erste Single, produziert von Bruce Gilbert und Graham Lewis von WIRE.

Das Line-up war wechselhaft, faktisch wurden THE THE zum Soloprojekt Johnsons, und 1982 entstand das erste Album, das aber nie veröffentlicht wurde. 1983 kam dann mit „Soul Mining“ das „richtige“ Debüt, mit dem ersten kleinen Hit „This is the day“.

Unter den Gastmusikern waren Jools Holland, Zeke Manyika (ORANGE JUICE) und ein gewisser Frank Want, ein Pseudonym, hinter dem sich Jim Thirlwell von FOETUS versteckte. Aus heutiger Sicht ist vieles, was musikalisch in den Achtzigern passierte, schwer in einem bestimmten Kontext zu verorten, und wenn heutzutage jemand fragt, inwiefern denn THE THE in die Genres Post-Punk/New Wave passen, ist die Antwort schwer: THE THE waren damals schon nah am Pop, gothig-düster ist hier aber – zumindest entlang gängiger Klischees – gar nichts, es ist eben der Kontext, in dem Johnson seine bisweilen auch latent souligen Klänge fabrizierte und aufführte, anfangs etwa zusammen mit BIRTHDAY PARTY, DAF oder WIRE.

„Soul Mining“ steckt als Debüt etwas zwischen den subkulturellen Wurzeln der Band und dem Anspruch, eigentlich Popmusik zu machen, der erst mit dem Nachfolger „Infected“ (1986) eingelöst wurde und THE THE richtig bekannt machte: „Infected“, „Heartland“, „Slow train to dawn“ (ein Duett mit Neneh Cherry) und „Sweet bird of truth“ wurden zu (Underground-)Hits, die Videos im damals aufkommenden Musikfernsehen gespielt.

Doch zurück zu „Soul Mining“: Matt Johnson selbst, der bis heute musikalisch aktiv ist und sein Geld mit Filmmusik verdient, hat für diese imposante Doppel-LP-Box die Songs remastert, sowohl die des regulären Albums wie jene der „Recollected“-12“, auf der sich 12“-Versionen der Songs finden.

Verpackt sind die beiden LPs in eine Box, die eine Replika der originalen Masterband-Pappkartons darstellt, vorne aber mit dem Album-Artwork von Johnsons Bruder Andrew. Die LPs selbst stecken auch in richtigen Covern, dazu kommt eine postergroße „Zeitung“ mit ausführlichen, sehr lesenswerten Linernotes von Johnson.

Nur wenige Anniversary-Reissues werden so sorgfältig und liebevoll ausgeführt – ich hoffe, Johnson macht sich bald an die Arbeit, damit „Infected“ in gleicher Ausführung erscheinen kann.